Erderwärmung erstmals zwölf Monate über 1,5 Grad -Wärmster Januar

08.02.2024 17:06

Das Jahr 2023 war das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Und das
Jahr beginnt mit neuen Extremen.

Reading/Bonn (dpa) - Die globalen Temperaturen sind im Januar 2024
höher als je zuvor in diesem Monat seit Beginn der Aufzeichnungen
gewesen. Das teilte der Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen
Union am Donnerstag mit. Damit liege die Erderwärmung nun erstmals
über einen Zeitraum von zwölf Monaten (Februar 2023 bis Januar 2024)
durchschnittlich über 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen
Zeitalter. Das heißt aber noch nicht, dass das Pariser 1,5-Grad-Ziel
verfehlt ist, da dafür auf längerfristige Durchschnittswerte geschaut
wird.

Eine rasche Reduzierung der Treibhausemissionen sei der einzige Weg,
um den Anstieg der globalen Temperaturen zu stoppen, mahnte
Copernicus-Vizedirektorin Samantha Burgess. Die mittlere
Januar-Temperatur 2024 lag 1,66 Grad höher als die geschätzte
Durchschnittstemperatur im Januar zwischen 1850 und 1900, wie es
hieß. Fachleute halten es durchaus für möglich, dass 2024 noch wärm
er
wird und das Gesamtjahr erstmals die 1,5 Grad-Schwelle reißen
könnte. 

Das vergangene Jahr war Copernicus zufolge 1,48 Grad wärmer als im
weltweiten vorindustriellen Mittel und damit das wärmste seit Beginn
der Aufzeichnungen 1850. «Es ist wahrscheinlich, dass die
Temperaturen 2023 wärmer waren als in den vergangenen 100 000
Jahren», hatte Burgess Anfang Januar erklärt. Europa erlebte das
zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.

Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang sagte: «Trotz einiger wichtiger
Erfolge der Weltgemeinschaft - zuletzt in Dubai, wo sich die Staaten
auf das Ende fossiler Brennstoffe geeinigt haben - sind wir zu weit
davon entfernt, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten und so unsere
Lebensgrundlage zu schützen.» Die aktuellen Zahlen seien nicht nur
eine Warnung an die Menschheit, sondern auch ein Handlungsauftrag,
betonte Lang. Bei der kommenden Europawahl gehe es um eine
Richtungsentscheidung. «Wir wollen, dass unsere Industrien
wettbewerbsfähig bleiben, dass sich die Zukunftstechnologien bei uns
ansiedeln.» Dafür müsse in die klimaneutrale Modernisierung der
Wirtschaft und in die soziale Infrastruktur investiert werden.

Das Wetterphänomen El Niño habe inzwischen begonnen, sich
abzuschwächen, die Lufttemperaturen über dem Meer seien jedoch
weiterhin auf einem ungewöhnlich hohen Niveau, hieß es von Copernicus
zum aktuellen Stand. Das wiederkehrende Wetterphänomen heizt alle
paar Jahre den Pazifik auf und kann die globalen Temperaturen
zusätzlich in die Höhe treiben.

Regionale Unterschiede

In Europa zeigte sich im Januar ein gemischtes Bild: Während es in
den nordischen Ländern deutlich kühler war als im Schnitt des
Referenzzeitraums, war es im Süden des Kontinents deutlich wärmer.
Überdurchschnittlich warm war es auch im Osten Kanadas, in
Nordwestafrika, dem Nahen Osten und Zentralasien, während es im
westlichen Kanada, dem Zentrum der USA und dem größten Teil Sibiriens
kälter war als im Mittel. 

Die Lufttemperatur lag den Daten zufolge im Januar 0,12 Grad über der
Temperatur im Januar 2020, der bislang als der wärmste Januar
verzeichnet wurde. Die von Copernicus genutzten Daten gehen zurück
bis auf das Jahr 1950, teilweise sind auch frühere Daten verfügbar.
Experten gehen davon aus, dass ein Rekordjahr wie 2023 wahrscheinlich
schon in ein paar Jahren als vergleichsweise kaltes Jahr gelten wird.

Der Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union
veröffentlicht regelmäßig Daten zur Temperatur an der Erdoberfläche
,
zur Meereisdecke und zu Niederschlägen. Die Erkenntnisse beruhen auf
computergenerierten Analysen, in die Milliarden von Messungen von
Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen
Welt einfließen.