EZB-Bankenaufsicht mahnt Banken zu Wachsamkeit

12.02.2024 17:00

Die großen Banken im Euroraum sind nach Einschätzung der EZB heute
widerstandsfähiger als vor zehn Jahren. Doch es gibt reichlich alte
und neue Risiken.

Frankfurt/Brüssel (dpa) - Die EZB-Bankenaufsicht mahnt Geldhäuser im
Euroraum angesichts eines unsicheren Umfelds zu Wachsamkeit. Banken
seien «heute besser kapitalisiert und widerstandsfähiger als zu
Beginn der Bankenunion vor zehn Jahren», bilanzierte die seit 1.
Januar 2024 amtierende Chefin der Bankenaufsicht der Europäischen
Zentralbank (EZB), Claudia Buch, laut vorab veröffentlichtem Redetext
am Montag in Brüssel. «Aber es gibt keinen Grund zur
Selbstzufriedenheit», sagte Buch.

«Der Strukturwandel in der Realwirtschaft, neu auftretende Risiken,
die Digitalisierung und der verstärkte Wettbewerb können die
Geschäftsmodelle der Banken in Frage stellen», führte Buch aus, die
vor ihrer Berufung auf den EZB-Posten Vize-Präsidentin der Deutschen
Bundesbank war. In letzter Zeit hätten die Institute von den
gestiegenen Zinsen profitiert und höhere Gewinn gemacht. «Dies bietet
den Banken die Möglichkeit, ihre Widerstandsfähigkeit durch den
Aufbau von Kapitalpuffern und stabilen IT-Infrastrukturen zu
erhöhen.»

Wieder mehr faule Kredite

Es gebe «bereits deutliche Anzeichen dafür, dass sich die Qualität
der Vermögenswerte bedeutender Institute zu verschlechtern beginnt»,
sagte Buch. Bis Ende 2022 habe es bei der Quote von Krediten, die
nicht mehr bedient werden («Non-performing loans»/NPL) fast
ununterbrochen einen rückläufigen Trend gegeben. Seit 2023 seien
diese ausfallgefährdeten Kredite wieder leicht angestiegen, wenn auch
weiterhin auf niedrigem Niveau. In jüngster Zeit habe sich die
Aufsicht bei Kreditrisiken auf «anfällige Sektoren» wie gewerbliche
Immobilien konzentriert.

Die EZB-Bankenaufsicht war 2014 als Lehre aus der Banken- und
Finanzkrise geschaffen worden. Nach jüngsten Angaben überwacht die
EZB-Bankenaufsicht 113 Banken im Euroraum direkt, die für 82 Prozent
des Bankenmarktes im Währungsraum stehen. Ziel ist, mit einheitlichen
Regeln für die größten Geldhäuser im Euroraum für mehr Stabilit
ät im
Finanzsystem zu sorgen.