Rehlinger: Mit starker EU ist unser Leben «viel besser» Von Birgit Reichert und Foto , dpa
04.03.2024 11:50
Am EU-Projekttag an Schulen hat auch Ministerpräsidentin Rehlinger
mit Schülern über Europa diskutiert. Wofür sie bei den Jugendlichen
kräftig Werbung machte? Und wie kam es an?
Wadern (dpa/lrs) - Eine besondere Stunde hat am Montag bei rund 40
Schülerinnen und Schülern der Graf-Anton-Gemeinschaftsschule im
nordsaarländischen Wadern auf dem Plan gestanden. Die saarländische
Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) kam, um über die EU,
Europapolitik und die Europawahl zu sprechen. Sie fragte die
Zehntklässler, wie viele denn bei der Wahl am 9. Juni schon 16 Jahre
alt seien - und somit erstmals bei einer Europawahl auch
wahlberechtigt sind. Dreiviertel der Schüler hoben die Hand. Und wie
viele denn schon wüssten, dass sie wählen gehen wollten? Da meldete
sich etwa nur eine Handvoll.
Manche sagten, es fehlten ihnen noch Informationen, wen sie wählen
könnten. Andere fragten, wie die Wahl ablaufe, welche Parteien
antreten würden und wie ein Abgeordneter ins EU-Parlament komme.
Schülerin Sophie wusste bereits, dass sie zur Europawahl gehen wird.
«Wenn man uns jetzt schon die Möglichkeit gibt als 16-Jährige, dann
sollte man es auch wahrnehmen», sagte sie. Allerdings müsse sie sich
noch informieren, für wen sie stimmen werde. Auch Laura will ihr
Wahlrecht nutzen: «Um ein Mitspracherecht zu haben».
Rehlinger warb an diesem Morgen - knapp 100 Tage vor der Wahl - in
ihrem kleinen Vortrag bei den jungen Menschen darum, dass sie wählen
gehen. «Es hat eine Bedeutung, ob man zur Wahl geht oder nicht»,
sagte sie. Bei der Europawahl werde «über viel» entschieden. Es geht
bei der Wahl auch darum, die Demokratie zu verteidigen, denn es gebe
aktuell auch antidemokratische Kräfte. «Bitte zur Wahl gehen,
demokratisch und proeuropäisch wählen!»
Rund um den 4. März finden EU-Projekttage an Schulen statt, an denen
Politiker bundesweit Schulen besuchen, um Jugendliche für
Europapolitik zu sensibilisieren. In diesem Jahr kommt dem Tag eine
besondere Bedeutung zu: Mit der Absenkung des Wahlalters für die
Europawahl sind rund 1,4 Millionen Jugendliche ab 16 Jahren in
Deutschland neu wahlberechtigt. Im Saarland machen bei den
EU-Projekttagen gut 20 Schulen mit.
Es gebe in Europa und auch in Deutschland zurzeit «Kräfte, die
glauben, dass es besser wird, wenn wir die Dinge weniger im
europäischen Gedanken anpacken und es mehr einzeln, nationalstaatlich
regelt», sagte Rehlinger. Das sei eine Gefahr. «Gerade das Saarland
ist ein Bundesland, dass sehr davon abhängt, dass es eine starke
Europäische Union gibt.»
Aus deutscher Sicht liege das Saarland im Südwesten in einer
Randlage. Aber sobald man den Lebens-, Arbeits- und Wirtschaftsraum
betrachte, «sind wir nicht mehr in irgendeiner Randlage, sondern wir
sind mitten im Herzen Europas», sagte sie. Mit vielen Möglichkeiten:
vom Pendeln über Grenzen für Jobs, dem Anschluss an ein europäisches
Wasserstoffnetz bis zur engen Zusammenarbeit mit Frankreich und
Luxemburg. «Das heißt aus saarländischer Sicht, dass unser Leben viel
besser ist, wenn es eine starke EU gibt».
Und überhaupt gebe es weitere Vorteile: «Die Tatsache, dass wir sehr
bald etwas Lästiges nicht mehr haben werden: nämlich, dass man
gefühlt fünf verschiedene Ladekabel mit sich rumschleppen muss, für
jedes Endgerät ein anderes. Das haben wir auch der EU zu verdanken»,
dass ein EU-einheitliches Ladekabel komme, sagte Rehlinger. Ein Plus
sei auch die Abschaffung der Roaming-Gebühren für Handys in der EU
gewesen.
Schulleiterin Susanne Meier sagte, die Schüler hätten Rehlinger an
dem EU-Projekttag «mal so richtig ausquetschen» können. «Was die EU
angeht, denkt man vielleicht, hier in Wadern hat das mit dem Alltag
nichts zu tun. Wir können reisen, haben eine gemeinsame Währung, aber
sonst?» Da hätten die Schülerinnen und Schüler jetzt einiges
dazugelernt.