EU-Kommission will bezahlte Praktika zum Standard machen
20.03.2024 16:41
Brüssel (dpa) - Bezahlte Praktika sollen einem Vorschlag der
EU-Kommission zufolge zum Standard werden. «Praktika können eine
großartige erste Arbeitserfahrung für junge Menschen sein. Aber sie
müssen von guter Qualität sein, mit einem klaren Lernanteil und sie
müssen bezahlt werden», teilte EU-Arbeitskommissar Nicolas Schmit am
Mittwoch mit. Die Behörde schlug ein neues EU-Gesetz unter anderem
mit dem Ziel vor, dass Praktikanten und reguläre Arbeitnehmer mit
Blick auf Arbeitsbedingungen, einschließlich des Gehalts, gleich
behandelt werden. Nach Angaben der Kommission gab es 2019 mehr als
drei Millionen Praktikantinnen und Praktikanten in der EU, von denen
rund die Hälfte nicht bezahlt worden sei. Aktuellere Daten seien
nicht verfügbar, hieß es.
Ausnahmen sollen aber möglich sein, wenn «objektive Gründe» dafür
sprechen, Praktikantinnen und Praktikanten anders als andere
Arbeitnehmende zu bezahlen. Dies kann den Angaben zufolge etwa der
Fall sein, wenn die Aufgaben von Praktikantinnen und Praktikanten mit
weniger Verantwortung oder weniger Arbeitsintensität verbunden sind.
Es soll auch sichergestellt werden, dass durch Praktika keine
regulären Arbeitsplätze ersetzt beziehungsweise verschleiert werden.
Unternehmen sollen zudem aktiv mitteilen, wie viele Praktika sie
anbieten, wie lang diese dauern und wie die Arbeitsbedingungen sind.
Dem europäischen Gewerkschaftsbund ETUC ist die vorgeschlagene
Richtlinie nicht scharf genug. Unbezahlte Praktika würden begabte
junge Menschen aus der Arbeiterklasse von vielen Berufen
ausschließen, weil sie es sich nicht leisten könnten, umsonst zu
arbeiten.
«Die heute vorgeschlagene Richtlinie trägt wenig dazu bei, diesen
Skandal zu beheben», so Tea Jarc vom ETUC. Die EU-Staaten und das
Europaparlament müssen nun jeweils eine Position zu den Vorschlägen
finden und gemeinsam einen Kompromiss aushandeln. Danach kann das
geplante Gesetz in Kraft treten.