«Beschämend für Europa»: Selenskyj fordert mehr EU-Militärhilfe

21.03.2024 21:38

Brüssel (dpa) - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in
einer Videoschalte bei einem Gipfeltreffen der EU-Staats- und
Regierungschefs eindringlich um mehr militärische Unterstützung für
sein Land geworben. «Leider ist der Einsatz von Artillerie an der
Front durch unsere Soldaten beschämend für Europa in dem Sinne, dass
Europa mehr leisten kann», sagte er am Donnerstag nach dem von einer
EU-Sprecherin veröffentlichten Redetext. «Es ist wichtig, dies jetzt
zu beweisen.»

Die Ukraine bittet die EU seit langem um Waffen mit großer
Reichweite, um Versorgungslinien der russischen Angreifer weit hinter
der Front zerstören zu können. Großbritannien und Frankreich haben
bereits ihre Marschflugkörper der Typen Storm Shadow und Scalp
geschickt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will die
Taurus-Marschflugkörper der Bundeswehr mit einer Reichweite von 500
Kilometern aber nicht zur Verfügung stellen, weil er befürchtet, dass
Deutschland in den Krieg hineingezogen werden könnte.

Wenn es genug Unterstützung für die Ukraine gebe, würde das auch
abschrecken, sollte «dieser Wahnsinnige die Ausweitung der Aggression
auf andere europäische Länder befehlen», sagte Selenskyj. Es gibt
Befürchtungen, dass Russlands Präsident Wladimir Putin bei einem Sieg
über die Ukraine auch andere Nato-Mitglieder wie Estland oder Litauen
angreifen könnte.

In seiner abendlichen Videoansprache appellierte Selenskyj zudem an
die internationale Gemeinschaft, die Sanktionen gegen Russland weiter
zu verschärfen. Russische Raketen etwa enthielten noch immer oft
westliche Bauteile, die über Schlupflöcher nach Russland gelangt
seien, kritisierte er. «Jeder russische Terroranschlag deutet darauf
hin, dass die weltweiten Sanktionen gegen Putins System bisher nicht
ausreichen.»

Die EU-Staats- und Regierungschefs berieten an diesem Donnerstag in
Brüssel unter anderem über weitere Unterstützung für die Ukraine.