Europaparlament will Antibiotikaresistenzen stärker bekämpfen

10.04.2024 20:23

Mehr als 30 000 Menschen sterben offiziellen Angaben zufolge jedes
Jahr in der EU, weil Antibiotika wirkungslos sind. Das EU-Parlament
hat sich auf Vorschläge verständigt, wie das besser werden soll.

 

Brüssel (dpa) - Das Europaparlament will zum Schutz von Menschenleben
einen besseren Umgang mit Antibiotika erreichen. Die Abgeordneten
legten am Mittwoch in Brüssel ihre Position zu einer umfassenden
Reform der EU-Pharma-Gesetzgebung fest, wie das Parlament mitteilte.
Ziel ist unter anderem, die Entwicklung neuer Präparate anzukurbeln.

«Diese Überarbeitung ebnet den Weg zur Bewältigung kritischer
Herausforderungen wie Arzneimittelknappheit und
Antibiotikaresistenz», sagte der SPD-Abgeordnete Tiemo Wölken, der
das Vorhaben aufseiten des Parlaments mitverhandelt. Sein
CDU-Amtskollege Peter Liese bezeichnete es als Skandal, dass 35 000
Menschen jährlich - Tendenz steigend - in der Europäischen Union
sterben, weil Antibiotika ihre Wirkung verlören. So solle künftig
besser begründet werden müssen, wenn ein Arzt oder eine Ärztin
Antibiotika verschreiben will. 

Antibiotikaresistenzen stellen die drittgrößte Gefahr für die
öffentliche Gesundheit dar - nach Erregern mit hohem
Pandemiepotenzial sowie chemischen, biologischen oder nuklearen
Bedrohungen. Gerade in Krankenhäusern zirkulieren oft Bakterien,
gegen die kaum ein Antibiotikum mehr wirkt. Von Antibiotikaresistenz
sprechen Experten, wenn Patienten auf ein Antibiotikum nicht
reagieren, das heißt, wenn die krank machenden Bakterien durch das
Antibiotikum nicht vernichtet werden können. Die Abgeordneten wollen
die Entwicklung bahnbrechender Antibiotika deswegen attraktiver
machen. 

Das Vorhaben geht auf einen Vorschlag der EU-Kommission zurück und
muss noch mit den EU-Staaten final ausgehandelt werden. Die
Verhandlungen dazu werden erst nach der Europawahl am 9. Juni
beginnen.