IAEA-Chef sieht steigende Gefahr von Atomunfall im AKW Saporischschja

11.04.2024 19:15

Wien (dpa) - Die Gefahrenlage im russisch besetzten Kernkraftwerk
Saporischschja in der Ukraine hat sich aus Sicht der Internationalen
Atomenergiebehörde (IAEA) zuletzt deutlich verschärft. Die jüngsten
Drohnenangriffe auf die Anlage «haben das Risiko eines Atomunfalls
signifikant erhöht», warnte IAEA-Chef Grossi am Donnerstag in Wien.
In einer Sondersitzung des Gouverneursrates der IAEA forderte er
militärische Entscheidungsträger und die Staatengemeinschaft dringend
dazu auf, für Deeskalation zu sorgen. 

Vertreter Kiews und Moskaus gaben sich bei der IAEA-Sitzung erneut
gegenseitig die Schuld für die Vorfälle. Die ukrainische Diplomatin
Natalija Kostenko wies russische Vorwürfe als «Lügen» zurück, won
ach
das ukrainische Militär das frontnahe AKW attackiert habe. Das
Gegenteil sei der Fall «Die Beweise sind eindeutig: Russland
verursacht absichtlich nukleare Bedrohungen», sagte sie. Die Ukraine
werde nun hoffentlich «diese gefährlichen Aktionen stoppen», sagte
Russlands Botschafter Michail Uljanow hingegen nach der Sitzung.

Vertreter der Vereinigten Staaten und der Europäischen Union
vermieden Schuldzuweisungen. Sie betonten jedoch, dass Russlands
andauernde militärische Besetzung des AKW die Grundursache der
Spannungen rund um die Anlage sei.

Am Sonntag hatten in Saporischschja stationierte IAEA-Beobachter über
drei Drohnenattacken auf das größte AKW Europas berichtet. Demnach
wurde die Kuppel eines Reaktors und Ziele in unmittelbarer Nähe von
Reaktorgebäuden getroffen. Dabei sei es zu keinen schweren Schäden an
der Anlage gekommen, doch mindestens eine Person sei zu Schaden
gekommen, hieß es. Die Beobachter berichteten auch über Schüsse von
russischen Kräften, die in dem AKW stationiert sind. Am Dienstag
wurde das IAEA-Team vor Ort vom russischen Management der Anlage über
einen weiteren Drohnenangriff auf ein Ausbildungszentrum des AKW
informiert. Grossi kündigte an, nächste Woche zum UN-Sicherheitsrat
nach New York zu reisen, um sich für die Sicherheit des Kraftwerks
einzusetzen.