Amazon-Chef: EU-Blockade des iRobot-Kaufs «traurige Geschichte»

12.04.2024 05:25

Seattle (dpa) - Amazon-Chef Andy Jassy macht Wettbewerbshütern in
Brüssel und Washington Vorwürfe, weil sie den Kauf des
Robotersauger-Pioniers iRobot durch seinen Konzern torpedierten.
Jassy verwies am Donnerstag darauf, dass iRobot nach Absage des Deals
im Wettbewerb gegen chinesische Konkurrenten zu kämpfen habe - und
moderne Saugroboter einen 3D-Scan des Haushalts erstellen. «Die
Regulierer im Westen machten damit letztlich deutlich, dass sie
diesen zwei großen chinesischen Firmen bei Plänen vom Zuhause von
US-Verbrauchern mehr vertrauen als Amazon», beklagte Jassy in einem
Interview des US-Sender CNBC. Die große Frage sei nun, ob iRobot auf
Dauer überlebe, sagte er.

Amazon wollte mit dem Kauf des Branchenpioniers seine Rolle im
vernetzten Zuhause ausbauen. Bekannt ist iRobot vor allem für seine
selbstfahrenden Sauger unter dem Markennamen Roomba. Die
EU-Kommission sah jedoch die Gefahr, dass Amazon auf seiner
Handelsplattform Rivalen von iRobot behindern könnte. Jassy wies die
Bedenken am Donnerstag zurück: «Das ist nicht unser Modell.» Amazon
verdiene am Verkauf von Geräten anderer Anbieter mindestens genauso
viel Geld wie bei den eigenen.

Der Amazon-Chef bestätigte frühere Medienberichte, dass nach dem Veto
in Europa auch die US-Wettbewerbshüter ihren Widerstand gegen die
Übernahme ankündigten. Nachdem Amazon im Januar die Kaufpläne
schließlich aufgab, entließ iRobot mit 350 Mitarbeitern fast ein
Drittel der Belegschaft. Insgesamt sei es eine «traurige Geschichte»,
sagte Jassy.

Auslöser für die Kritik war die Frage, ob Amazon es sich mit Blick
auf die Wettbewerbshüter zutrauen würde, eine KI-Firma wie den
Chatbot-Entwickler Anthropic zu übernehmen. Von Anthropic kommt der
Chatbot Claude, der mit der bekannten Software ChatGPT des Start-ups
OpenAI konkurriert. Amazon ist ein milliardenschwerer Investor bei
Anthropic - ähnlich wie Microsoft einen Pakt mit OpenAI schloss.
Jassy kritisierte, angesichts der Position der Wettbewerbshüter wisse
man aktuell nicht, was erlaubt sei. Einige Behörden gingen über ihre
gesetzlichen Vollmachten hinaus, sagte er, ohne sie zu nennen.