Italienische Flüchtlingslager in Albanien verzögern sich

15.04.2024 15:59

Rom (dpa) - Die Pläne von Italiens rechter Ministerpräsidentin
Giorgia Meloni zum Bau von Aufnahmezentren für Bootsflüchtlinge
außerhalb der EU in Albanien werden sich nach einem Zeitungsbericht
verzögern. Die italienische Tageszeitung «La Repubblica» berichtete
am Dienstag, dass die Lager mit Platz für bis zu 36 000 Menschen pro
Jahr frühestens im November eröffnet werden können. Das Blatt stütz
t
sich dabei auf Angaben aus dem Verteidigungsministerium. Zuletzt war
von einem Beginn Mitte Mai die Rede gewesen. Offiziell gab es dazu in
Rom zunächst keinen Kommentar. 

Das verhältnismäßig arme Mittelmeerland Albanien gehört nicht zur E
U,
ist aber bereits seit zehn Jahren Beitrittskandidat. Italien wiederum
ist eines der Länder, die von der Fluchtbewegung aus Afrika nach
Europa übers Mittelmeer besonders betroffen sind. Insbesondere auf
der kleinen Insel Lampedusa kommen jedes Jahr Zehntausende Menschen
an. 

Meloni - Vorsitzende der Rechtspartei Fratelli d'Italia - war im
Herbst 2022 mit dem Versprechen ins Amt gelangt, die Zahlen deutlich
zu senken. Vergangenes Jahr wurden jedoch annähernd 158 000
Neuankömmlinge gezählt - über 50 000 mehr als 2022. In diesem Jahr
waren es bislang etwa 16 000.

Plan ist nun, Bootsflüchtlinge direkt in zwei Aufnahmezentren nach
Albanien zu bringen, in der Hafenstadt Shengjin an der Adria sowie in
Gjader einige Kilometer landeinwärts. In den von Italien betriebenen
Zentren sollen Asylanträge geprüft und auch schnellere Abschiebungen
ermöglicht werden. Die Parlamente beider Staaten haben das
entsprechende Abkommen trotz einiger Kritik gebilligt. Dem
«Repubblica»-Bericht zufolge wird vom Verteidigungsministerium wegen
Verzögerung in der Bauplanung nun der 10. November als neuer
Eröffnungstermin genannt.

Die Zentren sind auch ausdrücklich nicht für Migranten vorgesehen,
die per Boot an italienischen Küsten ankommen oder von privaten
Hilfsorganisationen aufgegriffen werden - sondern nur für jene, die
von den italienischen Behörden in internationalen Gewässern genommen
werden. Italien trägt dafür alle «direkten und indirekten» Kosten.

Eingeplant sind 675 Millionen Euro für die nächsten zehn Jahre, davon
142 Millionen Euro in diesem Jahr.