Estland: Grenzstadt hängt großes Putin-Protestplakat auf
09.05.2024 18:58
Narva (dpa) - In Estlands drittgrößter Stadt Narva direkt a
n der
Grenze zu Russland ist am 9. Mai erneut ein großes Protestplakat an
der Außenwand der mittelalterlichen Hermannsfeste angebracht worden.
Darauf zu sehen ist ein Porträt des russischen Präsidenten Wladimir
Putin und die Aufschrift «Putin - Kriegsverbrecher». Das mehrere
Meter große Plakat kann von der gegenüberliegenden russischen Stadt
Iwangorod aus gesehen werden, wie der estnische Rundfunk am
Donnerstag berichtete. Es hängt an der Burgmauer neben den Flaggen
Estlands, der Europäischen Union und der Ukraine.
«Unsere Botschaft ist einfach: In Narva verläuft eine Grenze zwischen
einem freien Europa und einem terroristischen Russland, wo auf der
einen Seite Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Meinungsfreiheit, und
auf der anderen Seite Zensur, Zerstörung menschlicher Dinge und
Gewalt stehen. Lang lebe die Ukraine! Lang lebe Estland! Lang lebe
das freie Europa!», wurde Kulturministerin Heidy Purga in einer
Mitteilung zitiert.
Narva und Iwangorod werden nur vom Fluss Narva getrennt, der die
Grenzlinie zwischen der EU und Russland sowie die östliche
Außengrenze der Nato bildet. Platziert wurde das Plakat wie im
Vorjahr direkt gegenüber dem russischen Flussufer, wo eine Bühne fü
r
die Feiern am sogenannten «Tag des Sieges» am 9. Mai aufgebaut ist -
dem russischen Feiertag zum Gedenken an den sowjetischen Sieg über
Hitler-Deutschland. Estland dagegen feiert an diesem Tag den
Europatag.
«Der Europatag ist ein Tag der Freiheit und des Friedens. Aus diesen
Werten ? Freiheit, Frieden, Zusammenarbeit ? schöpft die Europäische
Union ihre Stärke», sagte Staatspräsident Alar Karis in einer Rede
auf dem Rathausplatz von Narva. «In Narva beginnt die Europäische
Union. In Narva beginnt die Freiheit. Wir in Estland haben Grund, auf
all das stolz zu sein.»
Narvas Bevölkerung besteht zu mehr als 90 Prozent aus ethnischen
Russen. Unter den rund 60 000 Einwohner der Stadt hatte das Poster im
Vorjahr gemischte Reaktionen hervorgerufen. Daher wird es diesmal
statt einer Woche lang nur am 9. Mai aufgehängt.
Estland war im Zweiten Weltkrieg abwechselnd von der Sowjetunion und
Deutschland besetzt. Nach Kriegsende blieb der Baltenstaat bis 1991
gezwungenermaßen Teil der Sowjetunion. Seit 2004 gehört er der EU und
der Nato an.