Die saarländischen Spitzenkandidaten für die Europawahl
05.06.2024 04:00
Nicht alle Parteien im Saarland schicken eigene Kandidaten zur
Europawahl ins Rennen. Gute Chancen hat eine kleine Partei, von der
auch derzeit die einzige saarländische Abgeordnete in Brüssel sitzt.
Saarbrücken (dpa/lrs) - Im Saarland treten zur Europawahl vier
Parteien mit eigenen Spitzenkandidaten an. Darunter ist die kleine
Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP), deren Kandidatin gute Chancen
hat. Die anderen Parteien 30 gehen ohne eigenes Zugpferd aus dem
Saarland ins Rennen und unterstützen die Bundeslisten ihrer Partei.
Das Saarland an der Grenze zu Frankreich gilt als besonders
europäisch.
Manuela Ripa (ÖDP)
Die Juristin (47) ist derzeit die einzige Abgeordnete aus dem
Saarland, die im Europäischen Parlament sitzt. Die Saarbrückerin hat
gute Chancen auf einen Wiedereinzug, denn sie steht auf der
bundesweiten Kandidatenliste ihrer Partei auf Platz eins. Sie ist
zweisprachig in Deutsch und Italienisch im Saarland an der Grenze zu
Frankreich und Luxemburg aufgewachsen, hat auch in London, Oxford und
Bologna studiert. Als Mutter von zwei Kindern liege ihr «eine
nachhaltige und ökologische Zukunft» am Herzen. Sie setzt sich ein
für den Schutz der Biodiversität sowie Tierschutz, Klimaschutz und
Verbraucherschutz. Im Saarland mache sich für die Transformation zu
einem klimafreundlichen Industriestandort stark. Zudem wolle sie das
Saarland als nachhaltige Tourismusregion voranbringen, sagt sie.
Roland Theis (CDU)
Dem deutsch-französischen Landtagsabgeordneten aus Illingen (Kreis
Neunkirchen) liegen europäischen Themen seit jeher am Herzen. Er ist
europapolitischer Sprecher der Landtagsfraktion und geht erneut auf
Platz eins der Landesliste seiner Partei für die Europawahl ins
Rennen. 2019 blieb ihm - damals noch als Staatssekretär für Justiz
und Europa - der Einzug ins Europaparlament verwehrt. Der 44-Jährige
hatte nach dem Studium von Jura und Politikwissenschaften in
Saarbrücken und in Aix-en-Provence in Frankreich zunächst in einer
Bank gearbeitet. Von 2009 bis 2017 war er Abgeordneter im Landtag.
2022 zog er erneut ein. Theis hat eine französische Mutter.
Christian Petry (SPD)
Der Verwaltungswirt (59) aus Neunkirchen ist seit 2014 Mitglied im
Bundestag für den Wahlkreis St. Wendel. Seit 2018 ist er
europapolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion und Obmann im
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union. Von 2018
bis 2023 war Petry Generalsekretär der SPD im Saarland. Bei der
Europawahl kandidiert der Saarländer auf Listenplatz 18 seiner
Partei. Dem langjährigen saarländischen EU-Abgeordneten Jo Leinen
(SPD) war bei der Europawahl 2019 der Wiedereinzug nicht gelungen.
«Gerade im Saarland wissen wir, Europa ist nicht nur Brüssel, sondern
Europa ist hier vor Ort. Deshalb ist klar: Wir brauchen endlich
wieder eine starke Stimme für das Saarland im Europaparlament», sagt
er.
Hanno Thewes (FDP)
Der Informationswissenschaftler aus Saarbrücken steht auf Platz 18
der Bundesliste seiner Partei. Ihm liegen in Europa vor allem die
Digitalisierung und «Bürokratieabbau» am Herzen. Er setze sich ein
für eine Stärkung der Grenzregionen ein, sagt der 60-Jährige. Er
wolle im Saarland die Einrichtung einer europäischen Agentur für
Künstliche Intelligenz (KI) vorantreiben, da KI an der
Saar-Universität Forschungsschwerpunkt sei. Zudem mache er sich für
die Bildung einer europäischen Wasserstoffinfrastruktur mit dem
Saarland als Schnittstelle zwischen Frankreich und den
Benelux-Ländern stark.