Ein Stück Europa steckt in vielen Projekten in Hessen

07.06.2024 03:00

Wer wandern geht oder Gemüse kauft, denkt nicht zwingend sofort an
Europa. Doch mit Mitteln aus EU-Fonds werden auch in Hessen
zahlreiche Projekte unterstützt.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Bildung und Wissenschaft, Wirtschaft und
Naturschutz - Europa steckt in zahlreichen Lebenszusammenhängen in
Hessen. Die europäische Regulierung habe enorme Auswirkung auf nahezu
alle Lebensbereiche gewonnen, erklärt Hessens Europaminister Manfred
Pentz (CDU) anlässlich der bevorstehenden Europawahl - von den
Finanzmarktvorschriften bis zur Bodenverkehrsrichtlinie.

Aber auch zahlreiche konkrete Projekte werden dank EU-Fördermitteln
ermöglicht. Aus dem  Europäischen Fonds für die regionale Entwicklu
ng
(EFRE) etwa stehen dem Bundesland für die Förderperiode 2021 bis 2027
Mittel in Höhe von 249 Millionen Euro zur Verfügung. Er ist aber nur
einer von mehreren Fonds und Programmen. Hier einige Beispiele für
EU-Förderung:

Wissenschaft

Im April hatten sieben exzellente hessische Forschende aus Marburg,
Frankfurt und Darmstadt bei der aktuellen Ausschreibung der
sogenannten Advanced Grants des Europäischen Forschungsrates
EU-Mittel in Höhe von insgesamt rund 17,8 Millionen Euro eingeworben.
Diese prestigeträchtigen Advanced Grants erlauben
Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern mit ihren Teams die
Realisierung Grundlagenforschung- Projekten. Die Förderung beläuft
sich jeweils auf bis zu 2,8 Millionen Euro pro Grant und gilt bis zu
fünf Jahre.

Europaschulen

Ein besonders wichtiges Thema ist die EU-Wahl auch für die
Europaschulen in Hessen. Vor 32 Jahren rief das Bundesland das
Schulentwicklungsprogramm «Hessische Europaschulen» ins Leben.
Anfangs nur mit fünf Gesamtschulen, heute dagegen mit 34
Bildungseinrichtungen, wie das Kultusministerium in Wiesbaden der dpa
mitteilt. 

Dazu zählen vier Grund- und 13 Gesamtschulen, neun Gymnasien, sieben
berufsbildende Schulen sowie das Europa-Studienseminar für berufliche
Schulen in Gießen. Rund 30 weitere Bildungsstätten in Hessen haben
ihr Interesse bekundet, ebenfalls Europaschule zu werden. Diese
Einrichtungen legen laut Kultusministerium besonderen Wert auf
Fremdsprachen, auch der Schüleraustausch stehe im Fokus.

Energie

Mit Mitteln des Europäischen Fonds für die regionale Entwicklung
(EFRE) in Höhe von rund einer Million Euro hat die Technische
Hochschule Mittelhessen (THM) auf ihrem Gießener Campus ein bisher
ungenutztes Wärme-Potenzial aus Abwasser erschlossen. Innerhalb eines
Jahres wurde eine innovative Abwasserwärmenutzungsanlage geplant und
installiert. Diese Anlage nutzt Abwasser aus dem städtischen Kanal,
pumpt es in einen Wärmetauscher im Gebäude und leitet die Feststoffe
zurück in den Kanal. 

Touristische Angebote

Ebenfalls aus dem Fonds EFRE wurde ein Projekt im Rahmen des
Tourismuskonzeptes der Stadt Rotenburg an der Fulda unterstützt: Die
Waldkugelbahn soll Wanderer aller Altersgruppen ansprechen.
Holzkugeln, die die Spieler an Automaten kaufen können, können dabei
mit viel Geschick durch Parcours manövriert werden. Die Waldkugelbahn
vernetzt mehrere weitere touristische Angebote, die EFRE-Förderung
belief sich auf gut 95 000 Euro.

 Naturnaher Gemüseanbau

Über das Förderprogramm EIP-Agri werden Forschung und Praxis mit
innovativen Ansätzen verknüpft. Ein Beispiel dafür ist ein Projekt
zum wirtschaftlichen Gemüseanbau in einem naturnahem Mulchsystem in
Mittelhessen. Dadurch könne unter anderem eine geringere
Wasserverdunstung aus dem Boden ermöglicht werden, sodass
gegebenenfalls auch Ackerbaubetriebe ohne Bewässerungsmöglichkeit
Feldgemüse anbauen könnten. 

Um Direktpflanzungen im Mulch zu ermöglichen, soll zudem eine
spezielle Pflanzmaschine gebaut werden. Das Projekt hatte eine
Projektlaufzeit von Januar 2020 bis August 2023 und wurde von der
Gießener Justus-Liebig-Universität mit einem Budget von rund 400 000
Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung
des ländlichen Raumes (ELER) umgesetzt.