Mehrheit der Industriefirmen für Strafzölle auf chinesische E-Autos

11.06.2024 14:02

Die EU prüft Zölle gegen China. Eine Umfrage zeigt, was die deutschen
Unternehmen davon halten.

Köln (dpa) - Die Mehrheit der Industrieunternehmen in Deutschland
befürwortet Strafzölle auf chinesische E-Autos. Mehr als 80 Prozent
der Firmen halten entsprechende Handelsschutzmaßnahmen für mindestens
teilweise gerechtfertigt, sollte China tatsächlich auf unlautere
Weise subventionieren. Das geht aus einer am Dienstag
veröffentlichten Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen
Wirtschaft (IW) hervor. Diese stützt sich auf eine im März und April
durchgeführte, repräsentative Umfrage unter knapp 900
Industrieunternehmen und industrienahen Dienstleistern.

Die USA hatten im Mai Sonderzölle von 100 Prozent gegen
Elektroauto-Importe und andere Produkte aus China verhängt. Die USA
werfen Peking vor, den Wettbewerb durch erhebliche staatliche
Subventionen zu verzerren. Auch die Europäische Kommission prüft
derzeit Strafzölle auf chinesische E-Autos. Noch in dieser Woche wird
eine Entscheidung der EU-Kommission in Brüssel erwartet. Die
deutschen Autohersteller, die einen größeren Teil ihrer Gewinne in
China erwirtschaften, haben vor Importzöllen auf Autos aus China
gewarnt. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie
Wirtschaftsverbände hatten sich zuletzt skeptisch gezeigt. Nach
Berechnungen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hätten
mögliche EU-Zölle auf chinesische Autos spürbar steigende Kaufpreise

für Elektroautos zur Folge. 

Laut der IW-Umfrage beklagen zahlreiche deutsche Firmen, dass die
chinesische Regierung den Wettbewerb verzerre. Zwei Drittel der
Unternehmen mit Konkurrenten aus China geben an, dass diese die
eigenen Preise um mehr als 30 Prozent unterbieten. Rund die Hälfte
der Firmen sieht sich deshalb zu Entlassungen gezwungen, wie die
Umfrage zeigt. Fast ein Drittel plant eine Verlagerung in das
kostengünstigere Ausland. Gut 85 Prozent der Unternehmen sprechen
sich ganz oder teilweise dafür aus, den Transfer von Technologien zu
verbieten, die China für sein Militär nutzen könnte.

«China spielt beim Handel schon seit Jahren kein faires Spiel», sagte
IW-China-Experte Jürgen Matthes. Es gehe darum, gleiche
Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. «Die EU darf die chinesische
Subventionspolitik nicht tatenlos hinnehmen, sonst gefährdet sie das
Überleben vieler eigentlich profitabler Firmen hierzulande.»
Besonders stark betroffen vom Wettbewerb mit China ist dem IW zufolge
das Produzierende Gewerbe.