Autoindustrie warnt vor Strafzöllen auf chinesische E-Autos

03.07.2024 16:29

Im Ringen um fairen Wettbewerb droht die EU-Kommission mit
Strafzöllen auf chinesische E-Autos. Das soll Hersteller in Europa
schützen. Doch die deutschen Autobauer halten das für keine gute
Idee.

Brüssel (dpa) - Kurz vor dem erwarteten Inkrafttreten vorläufiger
EU-Strafzölle auf chinesische E-Autos warnt der Verband der
Automobilindustrie (VDA) vor den Folgen für die heimische Wirtschaft.
Die Strafzölle seien weder für die EU noch für Deutschland
zielführend, heißt es in einem Eckpunktepapier, das der Deutschen
Presse-Agentur vorliegt. 

Der Verband warnt vor dem «enormen» Schaden, der durch potenzielle
Gegenmaßnahmen aus Peking verursacht werden könnte. China ist der
größte Automarkt der Welt und war laut VDA im Jahr 2023 für Autos aus

Deutschland der drittgrößte Exportmarkt - nach den USA und dem
Vereinigten Königreich. 

Warnung vor chinesischen Zöllen 

Sollten Einfuhrzölle aus Peking auf Fahrzeuge mit einem Motor von
mehr als 2,5 Litern Hubraum eingeführt werden, würde dies die Branche
hart treffen, so der Lobbyverband. Im Jahr 2023 fiel etwa ein Drittel
der aus Deutschland nach China exportierten Fahrzeuge in diese
Größenordnung.

Zudem könne durch hohe Steuern nicht das erklärte Ziel erreicht
werden, faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten und die
heimische Industrie vor unlauteren Praktiken zu schützen. Im
Gegenteil: Sie würden den Ausbau der Elektromobilität und damit das
Erreichen der Klimaziele erschweren, betont der Verband. 

Sicherheitsleistung als Strafzölle

Es wird erwartet, dass die EU-Kommission am Donnerstag die
notwendigen Details veröffentlicht, damit die vorläufigen Zölle in
Kraft treten können. Wenn das der Fall ist, werden diese ab dem 5.
Juli um Mitternacht durch eine Sicherheitsleistung erhoben. Ob die
Zölle von bis zu 37,6 Prozent aber tatsächlich einbehalten werden,
hängt den Angaben zufolge davon ab, ob mit China eine andere Lösung
gefunden werden kann. 

Spätestens im November muss von den EU-Staaten entschieden werden, ob
auch langfristig Zölle eingeführt werden. In diesem Fall würden die
vorläufigen Zölle dann in bestimmten Fällen rückwirkend erhoben. 


Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) drang in Berlin auf
eine politische Lösung bis November. Deutschland habe kein Interesse
daran, «dass es einen Wettlauf von Zöllen gibt und die Märkte dadurch

fragmentiert werden», betonte er. Auch China als Exportland habe
daran kein Interesse. 

Die Entscheidung, mit Strafzöllen zu drohen, ging mit einer
Untersuchung der EU-Behörde einher, die zum Schluss kam, dass
chinesische E-Auto-Produzenten von unfairen Subventionen
profitierten. Herstellern in der EU drohten dadurch Schäden. 

VDA: Keine Flut an E-Autos aus China erwartet 

Derweil rechnet die deutsche Autoindustrie nicht damit, dass
chinesische E-Autos den europäischen Markt überschwemmen werden.
Deren Anteil am gesamten Pkw-Markt dürfe sich bis 2030 bei etwa fünf
bis zehn Prozent einpendeln, schätzt der Verband. Das liege auch an
der Markenbindung der Verbraucher, die bei Autos sehr ausgeprägt sei.
Zum Vergleich stellt der VDA fest, dass im Jahr 2023 die deutschen
Hersteller etwa zehnmal so viele E-Autos in China verkauft haben wie
chinesische Produzenten in Deutschland. 

BMW-Chef Oliver Zipse betonte, dass die Einführung von Strafzöllen
das Angebot an E-Autos für europäische Kunden einschränke. «Solche

Maßnahmen sind ein schwerer Eingriff in das auch von der EU
propagierte Prinzip des Freihandels.»