BDI baut auf Verhandlungen über Strafzölle auf E-Autos

04.07.2024 10:42

Die EU hat chinesische E-Autos mit Zusatzzöllen belegt - zunächst nur
vorläufig. BDI-Chefin Gönner hofft auf weitere Verhandlungen zwischen
China und der EU.

Berlin (dpa) - Die BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner setzt auf

weitere Verhandlungen zwischen der EU und China über den Import von
chinesischen Elektroautos. Verhandlungen seien in der Frage «gut,
hilfreich, notwendig und wichtig», sagte sie im Deutschlandfunk. Als
defensive Instrumente stärkten die angekündigten vorläufigen
Strafzölle die Verhandlungsposition der EU. 

«Es geht darum, dass wir darauf achten, dass marktverzerrende
Auswirkungen staatlicher Industriepolitik minimiert werden und damit
unfaire Handelspraktiken nicht zur Geltung kommen», erläuterte
Gönner. «Auf der anderen Seite ist es aber so, dass man sich
natürlich wünscht, dass es nicht zu Handelskriegen kommt.» In der
Wirtschaft bestehe ein großes Interesse daran, weltweit möglichst
wenig Zölle zu haben, sagte sie zur Position des Bundesverbands der
Deutschen Industrie (BDI).

«Fakt ist, dass China ein großes Interesse am europäischen Markt hat
»

Es wird erwartet, dass die EU-Kommission die vorläufigen Strafzölle
zu Freitag einführt. Sie sind das Ergebnis einer Untersuchung der
EU-Kommission. Diese ergab, dass die gesamte Wertschöpfungskette für
Elektroautos in China stark subventioniert wird und durch die
Einfuhren chinesischer E-Autos eine klar voraussehbare und
unmittelbar bevorstehende Schädigung der Industrie in der EU droht. 

In Deutschland sorgt das Vorgehen der EU-Kommission für Sorgen, weil
Vergeltungsmaßnahmen befürchtet werden, die vor allem deutsche
Autohersteller treffen könnten. «Fakt ist allerdings, dass China ein
großes Interesse am europäischen Markt hat», sagte Gönner. Die
verschiedenen Interessen müssten nun in Verhandlungen abgewogen
werden.

Gönner setzt auf fairen Wettbewerb

Als Exportnation habe Deutschland ein Interesse daran, dass der
Welthandel funktioniere. «Dazu gehören möglichst wenig Zölle - dazu

gehört aber auch möglichst fairer Wettbewerb. Und zum Schluss geht es
um eine Ausbalancierung des Ganzen zwischen den unterschiedlichen
Blöcken und an der Stelle zwischen China und der EU», betonte Gönner.


China ist der größte Automarkt der Welt und war laut Verband der
Automobilindustrie (VDA) im Jahr 2023 für Autos aus Deutschland der
drittgrößte Exportmarkt - nach den USA und dem Vereinigten
Königreich. Die endgültige Einführung der Strafzölle soll nach dem

Willen der EU-Kommission innerhalb von vier Monaten erfolgen, wenn
China nicht noch überraschende Zugeständnisse macht. Bis dahin müssen

die Zölle noch nicht gezahlt werden, sondern nur
Sicherheitsleistungen für sie hinterlegt werden.