Fregatte unterwegs zu EU-Einsatz - Debatte über Sicherheit

08.07.2024 15:57

Um den Seeweg zwischen Europa und Asien zu schützen, beteiligt sich
die Marine an einer EU-Mission gegen die Huthi-Miliz im Roten Meer.
Eine Fregatte ist unterwegs. Ein wichtiges Gerät fehlt aber.

Wilhelmshaven (dpa) - Um Handelsschiffe gegen Angriffe der
Huthi-Miliz im Roten Meer zu schützen, beteiligt sich die Bundeswehr
erneut mit einer Fregatte an einem EU-Militäreinsatz. Die Fregatte
«Hamburg» verließ mit rund 240 Männern und Frauen an Bord den grö
ßten
Stützpunkt der deutschen Marine in Wilhelmshaven, wie die Marine
mitteilte. Nach einem NDR-Bericht fehlt dem Schiff aber ein
spezielles Radargerät, mit dem
ballistische Anti-Schiffs-Raketen geortet werden können. Dennoch
könne die «Hamburg» solche Flugkörper abwehren, betonte Marco Thiel
e,
der Vorsitzende der Marine beim Bundeswehrverband. Auch ein Sprecher
des Verteidigungsministeriums wies die Bedenken zurück. 

Laut NDR hat die Besatzung angesichts des fehlenden Radars ein
mulmiges Gefühl bei dem Einsatz, im Gespräch mit einem Marinesoldaten
fiel demnach das Wort vom Himmelfahrtskommando. Das Kriegsschiff
fährt nach Angaben der Marine zunächst ins Mittelmeer zur
griechischen Insel Kreta, wo sich Schiff und Besatzung mit einem
Flugkörperschießen auf den Einsatz vorbereiten. Das solle der
Besatzung Sicherheit geben, sagte Thiele. Erst dann sei die
Weiterreise zum Roten Meer geplant. Der Marine-Vorsitzende betonte,
dass es «absolut unpassend» sei, von einem Himmelfahrtskommando zu
sprechen. 

Verteidigungsministerium: Sicherheit der Besatzung hat Priorität

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin sagte, er nehme
«mit Erstaunen zur Kenntnis, was da gesagt wird». In welchem Rahmen
der Einsatz genau erfolge, werde laufend und aktuell mit den
Alliierten abgesprochen. «Seien Sie sicher, dass an die Sicherheit
der Besatzung zuallererst gedacht wird.» Weil es die Sicherheit der
Besatzung gefährde, könne er allerdings nicht näher auf Einzelfälle

eingehen.

Die Fregatte «Hamburg» sei dezidiert für die Flugabwehr eingerichtet

und verfüge über entsprechende Fähigkeiten, sagte der Sprecher. Ein
solches Schiff operiere nie alleine. «Flugabwehr, ob zu Land oder zu
Wasser, ist nie eine Einzelleistung, sondern geschieht immer im
Verbund und dort ergänzen sich entsprechend die Fähigkeiten.»

Fregatte «Hessen» war bereits zu Jahresbeginn im Einsatzgebiet

Anfang des Jahres hatte sich die Deutsche Marine bereits mit der
Fregatte «Hessen» an der EU-Militärmission «Aspides» beteiligt.
Die
Besatzung hatte in dem achtwöchigen Einsatz mehrfach Drohnen der aus
dem Jemen agierenden Huthi-Miliz abgeschossen. Für die Deutsche
Marine war es der erste Kampfeinsatz dieser Art. Nach früheren
Angaben des Verteidigungsministeriums waren von der «Hessen»
insgesamt 27 Handelsschiffe sicher durch das Einsatzgebiet eskortiert
worden.

Die mit dem Iran und der Hisbollah im Libanon verbündete Huthi-Miliz
greift seit Monaten Handelsschiffe an, die an seiner Küste im Roten
Meer und dem Arabischen Meer sowie dem weiteren Indischen Ozean
vorbeifahren. Der Jemen liegt an einer der wichtigsten Handelsrouten
weltweit, die Europa mit Asien verbindet. Die Huthi-Miliz will mit
den Angriffen ein Ende der israelischen Militäroperation im
Gazastreifen erzwingen, der eine Reaktion auf den Terrorüberfall der
islamistischen Hamas am 7. Oktober ist.

Fregatte ist für Seeraumkontrolle konzipiert

Die Fregatte «Hamburg» gehört wie die «Hessen» zur sogenannten
Sachsen-Klasse. Dieser Fregatten-Typ ist speziell für den
Geleitschutz und die Seeraumkontrolle konzipiert. Das 143 Meter lange
Kriegsschiff ist mit einem speziellen Radar ausgerüstet, das nach
Angaben der Bundeswehr einen Luftraum von der Größe der gesamten
Nordsee überwachen kann. Außerdem haben diese Fregatten
Flugabwehrraketen an Bord. Die Waffensysteme sind in der Lage, Ziele
auf eine Entfernung von bis zu 160 Kilometern zu bekämpfen.

Allerdings könne die «Hamburg» ballistische Flugkörper nicht allein
e
abwehren, sagte Thiele. Die Technik sei 2017/2018 aus Kostengründen
nicht eingebaut worden - auch sei die Einrüstung damals nicht für
nötig gehalten worden. Die Fregatte sei aber nicht alleine unterwegs,
andere Einheiten könnten übernehmen - sei ein solcher Flugkörper von

einem anderen Schiff mit einem entsprechenden System an Bord erst
einmal geortet, könne die Fregatte ihn abwehren. Das habe bei einem
solchen Angriff auf die «Hessen» auch funktioniert. Er sagte auch,
das System sei «ziemlich komplex», das «rüstet man nicht eben nach
».