Shopping-Portal Shein steckt 250 Mio. Euro in Nachhaltigkeit

09.07.2024 17:00

Mit Direktlieferungen aus China wirbelt Shein den Onlinehandel
durcheinander und ruft viele Kritiker auf den Plan. Nun versucht das
Portal, mit Investitionen in die Kreislaufwirtschaft zu kontern.

Singapur (dpa) - Der umstrittene asiatische Online-Händler Shein will
in den kommenden fünf Jahren 250 Millionen Euro in der Europäischen
Union und Großbritannien in eine «zukunftsfähige Modeindustrie»
investieren. Das «Herzstück des Investitionsprogramms» ist nach
Angaben des Unternehmens aus Singapur ein «Zirkularitätsfonds»
(Kreislaufwirtschaftsfonds), für den Shein ein Startkapital von 200
Millionen Euro bereitstellt.

Der Fonds baue auf bereits bestehenden Initiativen des Modehändlers
zur Förderung von Forschung und Entwicklung sowie Innovationen im
Bereich der Kreislaufwirtschaft in der Modeindustrie auf. «Damit
werden Start-ups und Unternehmen in Europa unterstützt, die die
Technologien und Lösungen von morgen entwickeln.»

Weitere 50 Millionen Euro sind nach Angaben des Konzerns für die
Förderung von Marken, Designern und Kunsthandwerkern bestimmt. Sie
sollen ihnen dabei helfen, ihre Online-Geschäfte über die Dienste des
«Shein Marketplace» auszubauen. Außerdem soll ausgelotet werden, ob
und wie Shein-Produktionsanlagen in der EU oder in Großbritannien
entstehen können.

Kritik an «Fast Fashion»

In der Vergangenheit hatte sich das Shopping-Portal vor allem als
Anbieter von «Fast Fashion» einen Namen gemacht - also als Anbieter
von Kleidungsstücken, die vor allem in China billig produziert und
von den Verbrauchern meist nach kurzer Zeit durch neue ersetzt
werden. Shein ist stark auf Social-Media-Plattformen wie Instagram,
Tiktok oder YouTube präsent und in der Lage, die Produktion rasch der
Nachfrage anzupassen, um somit die Menge unverkaufter Kleidungsstücke
kleinzuhalten.

Kritiker stellen die Nachhaltigkeit dieses Geschäftsmodells infrage.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) warf dem Online-Händler
Ende April vor, auf seiner Website manipulative Designs zu verwenden,
um die User zum Einkauf zu drängen. Zudem bemängelten die
Verbraucherschützer komplizierte Beschwerdewege und versteckte
Kontaktmöglichkeiten. Damit verstoße Shein mehrfach gegen den Digital
Services Act (DSA). 

Verstoß gegen EU-Gesetz?

Der DSA der Europäischen Union verpflichtet Online-Plattformen
EU-weit zu mehr Verbraucherschutz und Transparenz. Designtricks sind
verboten. Die Europäische Kommission verlangte Ende Juni von den
Online-Händlern Temu und Shein mehr Informationen in dieser
Angelegenheit.

Shein ging in seiner Investitionsankündigung nicht auf die Kritik
ein. Die millionenschwere Förderung umfasse Investitionen in
Start-ups, die sich mit Innovationen im Bereich
Textil-zu-Textil-Recycling und ähnlichen Themen beschäftigen,
erklärte der Konzern. Die Förderung umfasse auch den Abschluss von
Abnahmevereinbarungen oder anderen kommerziellen Partnerschaften mit
etablierten Start-ups, die bereits über Produktionskapazitäten für
recycelte Textilien oder neuartige und umweltschonendere Fasern
verfügten.