Britische Gemüsebauern fürchten Brexit-Folgen für Ernte
13.08.2024 10:19
Seit 30. April kontrolliert Großbritannien tierische und pflanzliche
Produkte aus der EU. Das bringt den Zeitplan einiger Erzeuger
durcheinander - mit Folgen.
London (dpa) - Neue Importregeln nach dem Brexit lassen britische
Gemüsebauern um ihre Ernte bangen. Die Vorschriften für die Einfuhr
von Saatgut aus der EU könnten zu wochenlangen Verzögerungen führen
und schwere Folgen für Anbau und finanzielle Erträge haben, warnten
zwei britische Landwirtschaftsverbände in der Zeitung «Guardian».
Seit 30. April werden Importe von tierischen und pflanzlichen
Produkten aus der EU kontrolliert. Einige Samen, darunter Tomaten,
Paprika und Raps, müssten nicht nur im Ursprungsland, sondern auch in
Großbritannien getestet werden, sagte Phil Morley von der British
Tomato Growers' Association. Die folgende Verzögerung bedrohe die
britische Lebensmittelsicherheit, da nun noch mehr Importe nötig
seien.
Britische Tomaten- und Paprikaerzeuger sind auf den Import von Samen
oder Jungpflanzen aus EU-Ländern wie den Niederlanden angewiesen. Die
Verbände fordern ein Abkommen mit der EU zur gegenseitigen
Anerkennung von Teststandards.
Auch Hinweis auf Annäherung
Großbritannien ist seit 2021 nicht mehr Mitglied des EU-Binnenmarktes
und der Zollunion. Trotz eines Freihandelsabkommens hemmen seitdem
mehr Bürokratie sowie neue Zölle in einigen Bereichen den bilateralen
Handel.
Auf einem anderen Feld rückt Großbritannien aber wieder näher an die
EU heran, wie das Portal «Politico» berichtete. Ein neues
Gesetzespaket soll eine Angleichung an EU-Standards vereinfachen.
«Zum ersten Mal seit dem Brexit erklärt die britische Regierung
ausdrücklich, dass sie sich aktiv an den neuen EU-Vorschriften
orientieren möchte, um Unternehmen das Leben zu erleichtern», sagte
Joël Reland von der Denkfabrik UK in a Changing Europe.
Der Handelsjurist George Peretz sagte, das Gesetz könne ein erster
Schritt für ein sogenanntes SPS-Abkommen mit der EU sein. Das würde
Kontrollen von Lebensmitteln sowie von lebenden Tieren,
Futtermitteln, Pflanzen oder Saatgut erleichtern.