Deutsche geben EU-weit am wenigsten für Lebensmittel aus

20.08.2024 13:50

Nur gut jeder vierte Euro des privaten Konsums fließt in Deutschland
in den Einzelhandel, wie Marktforschungsdaten zeigen. Dass die
Ausgaben EU-weit sinken, geht vor allem auf einen Grund zurück.

Nürnberg (dpa) - In keinem anderen EU-Land geben die Verbraucher
einer Untersuchung zufolge einen so geringen Teil ihres Einkommens
für Lebensmittel, Gesundheit und Pflege aus wie in Deutschland. Trotz
der gestiegenen Preise war der Anteil von diesen Ausgaben am privaten
Konsum im vergangenen Jahr mit 13,4 Prozent niedriger als in allen
übrigen 26 Staaten. Das geht aus einer Studie des
Marktforschungsinstituts NIQ hervor.

«In Deutschland sind die Durchschnittseinkommen hoch. Zudem ist der
Wettbewerb im Lebensmitteleinzelhandel so heftig wie kaum anderswo,
das drückt die Preise. Die sind wegen der hohen Inflation zuletzt
zwar gestiegen, aber immer noch vergleichsweise niedrig», sagte
NIQ-Einzelhandelsexperte Filip Vojtech. 

Verbraucherinnen und Verbraucher achteten zuletzt stärker auf Preise
und griffen häufiger zu Angeboten. Nach Angaben von NIQ verzeichnete
Deutschland in Westeuropa mit einem Anstieg von 14 Prozent den
stärksten Zuwachs an Angebotskäufen.

Nur jeder vierte Euro in Deutschland fließt in den Einzelhandel

Vergleicht man, wie viel Geld die Menschen insgesamt in Geschäften
ausgaben, belegt Deutschland laut Studie ebenfalls den letzten Platz.
In der Bundesrepublik floss 2023 nur gut jeder vierte Euro in den
Einzelhandel, EU-weit jeder dritte, in osteuropäischen Ländern wie
Ungarn und Bulgarien sogar fast jeder zweite. 

Wegen der höheren Kaufkraft geben Haushalte in Deutschland einen
geringeren Teil des Einkommens für Lebensmittel, Kleidung und andere
Güter aus, so Vojtech. Dafür seien Lebenshaltungskosten für Wohnen
und Energie höher. Außerdem werde mehr Geld für Dienstleistungen und

Freizeitaktivitäten ausgegeben, dazu fließe mehr in Ersparnisse und
Finanzanlagen.

Der Anteil des Einzelhandels am privaten Konsum sank 2023 in der EU
erneut. Den Marktforschern zufolge ist dies auf eine Normalisierung
des Konsumverhaltens zurückzuführen. Während der Corona-Pandemie
hätten Verbraucher ihr Geld hauptsächlich im Einzelhandel ausgegeben,
weil kulturelle Aktivitäten, Events und Reisen oft nicht möglich
gewesen seien, sagte NIQ-Studienleiter Philipp Willroth. «Dieser
Effekt kehrt sich jetzt wieder um, denn die Europäer haben
Nachholbedarf und wollen wieder mehr erleben und reisen.»