Deutschland wirbt für Mobilitätsprogramm mit Großbritannien
29.08.2024 10:50
Der Brexit erschwert nicht nur den Handel zwischen Großbritannien und
der EU. Auch Studienaufenthalte, Praktika und Schülerreisen sind
deutlich aufwendiger und teurer geworden. Berlin will das ändern.
London (dpa) - Nach dem Besuch des britischen Premierministers Keir
Starmer in Berlin wirbt die Bundesregierung für einfachere
Brexit-Regeln bei Kontakten junger Menschen. «Es gibt viele
Missverständnisse darüber, was Jugendmobilität wirklich bedeutet»,
sagte der deutsche Botschafter in London, Miguel Berger, der BBC. «Es
ist keine Freizügigkeit, es hat nichts mit Migration zu tun.»
Vielmehr könnten junge Leute, die besonders unter dem Brexit litten,
für eine begrenzte Zeit in der EU beziehungsweise im Vereinigten
Königreich leben und arbeiten und würden anschließend wieder
ausreisen, sagte Berger.
Starmer hatte in Berlin gleichwohl gesagt, Großbritannien habe keine
Pläne für ein «Youth Mobility Scheme» genanntes Mobilitätsprogram
m.
Die Regierung in London steht unter Druck, die hohe Einwanderung
drastisch zu reduzieren und hat deshalb die Visaregeln wiederholt
verschärft. Allerdings betonten Starmer und Bundeskanzler Olaf Scholz
auch, ein geplantes bilaterales Abkommen sehe «mehr Kontakte zwischen
den Menschen sowie die Bereiche Jugend und Bildung» vor.
Der Brexit hat den persönlichen Austausch stark getroffen. EU-Bürger
müssen in Großbritannien seitdem deutlich höhere Studiengebühren
zahlen. Für entsandte Arbeitskräfte, aber auch für Referenten und
Praktikanten, die aus der EU ins Land kommen, sind teure Visa nötig.
Schüleraustausche und -reisen werden ebenfalls von bürokratischen
Problemen ausgebremst.
Es gehe darum, Möglichkeiten für junge Leute zu verbessern, sagte
Botschafter Berger. Das sei nicht nur das Ziel Deutschlands, sondern
aller 27 EU-Staaten. «Die Mobilität junger Menschen sollte auch im
britischen Interesse liegen», sagte Berger. «Junge Menschen aus
diesem Land möchten vielleicht ein Jahr lang in Berlin, Madrid oder
Paris leben, und das Youth Mobility Scheme würde diese Möglichkeit
eröffnen.»