EU fordert Feuerpausen für Polio-Impfungen im Gazastreifen

29.08.2024 16:45

Die internationale Gemeinschaft befürchtet einen großen
Polio-Ausbruch im Gazastreifen. Kann eine Impfkampagne wie geplant
anlaufen?

Brüssel (dpa) - Die EU fordert sofortige humanitäre Feuerpausen im
Gazastreifen, damit in dem Gebiet alle jungen Menschen gegen das für
Kinderlähmung verantwortliche Polio-Virus geimpft werden können. «Der

Gazastreifen war in den vergangenen 25 Jahren poliofrei. Es ist
alarmierend, dass das Polio-Virus entdeckt wurde», heißt es in einer
am Rande eines EU-Außenministertreffens in Brüssel veröffentlichten
Erklärung. Eine Epidemie sowie eine weitere internationale
Ausbreitung müssten vermieden werden.

Nach Angaben der EU sehen Planungen derzeit vor, in den kommenden
Wochen mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation und von
Unicef mehr als 640.000 Kinder unter zehn Jahren zwei Tropfen des
neuen oralen Polioimpfstoffs Typ 2 zu verabreichen. Der Schutz von
Gesundheitseinrichtungen und deren Personal sowie die Gewährleistung
eines sicheren Zugangs für Kinder und Familien zu den Impfstellen
werde dabei von wesentlicher Bedeutung sein.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock sagte in Brüssel, die
Bundesregierung arbeite mit Hochdruck mit Partnern vor Ort für eine
humanitäre Feuerpause und tue alles dafür, dass die Polio-Impfungen
jetzt auch verimpft werden könnte. «Polio-Impfungen bringen überhaupt

nichts, wenn sie Neugeborenen nicht auch geimpft werden können»,
sagte sie.

Die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe für den Gazastreifen rief
unterdessen die EU-Staaten auf, sich auch stärker an medizinischer
Hilfe für bereits erkrankte oder verletzte Zivilisten im Gazastreifen
zu beteiligen. «Es gibt eine Liste von über 12.000 palästinensischen

Zivilisten in Gaza, die medizinisch evakuiert werden müssen, weil ihr
Zustand so schlecht ist», sagte Sigrid Kaag, die als Gast zu dem
Außenministertreffen eingeladen war. Aus ihrer Sicht sollte man nicht
nur Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Katar bitten,
Patienten aufzunehmen.

Die Bundesregierung arbeitet nach eigenen Angaben bereits daran,
zumindest einige Kinder in Deutschland aufzunehmen.