Europäische Unternehmen fordern Gentechnik-Kennzeichnung

03.09.2024 12:23

Auf EU-Ebene wird derzeit über gentechnisch veränderte Lebensmittel
diskutiert. Eine Unternehmensinitiative wendet sich nun mit einem
offenen Brief an die Agrarminister der EU-Staaten.

Budapest/Brüssel (dpa) - Mehr als 370 Unternehmen der
Lebensmittelbranche, darunter Großkonzerne wie Rewe und dm, fordern
von den Agrarministern der EU-Staaten eine Kennzeichnungspflicht von
gentechnisch veränderten Lebensmitteln. 

Vertreter der Initiative übergaben einen offenen Brief in Budapest an
den ungarischen Landwirtschaftsminister, István Nagy, wie der Verband
Lebensmittel ohne Gentechnik mitteilte. Im Rahmen der regelmäßig
wechselnden EU-Ratspräsidentschaft ist Nagy derzeit Vorsitzender des
EU-Ministerrates Landwirtschaft und Fischerei. Unternehmen aus 16
EU-Mitgliedsstaaten beteiligten sich den Angaben zufolge an dem
offenen Brief der Initiative. 

Derzeit wird in Brüssel über eine Deregulierung der
EU-Gentechnikvorgaben diskutiert. Die EU-Kommission hatte das im
Sommer 2023 vorgeschlagen. Das Europaparlament stimmte im Februar
dieses Jahres ebenfalls für weniger strenge Regeln bei gentechnisch
veränderten Lebensmitteln. Im Gegensatz zum ursprünglichen Vorschlag
der EU-Kommission will das Parlament aber, dass alle Produkte aus
Gentechnik künftig im Supermarkt gekennzeichnet werden müssen. 

Bereits zweiter offener Brief

«Viele unserer Kundinnen und Kunden stehen gentechnisch veränderten
Produkten skeptisch gegenüber», heißt es in dem offenen Brief der
Initiative. «Sie wollen selbst entscheiden, ob sie diese kaufen und
essen. Das können sie nur, wenn die Produkte klar gekennzeichnet
sind.» Kerstin Erbe, dm-Geschäftsführerin für Produktmanagement,
sagte in einer Mitteilung: «Bürgerinnen und Bürger müssen sich so
vollständig wie möglich darüber informieren können, was sie
konsumieren.» 

Bereits vor der Abstimmung des EU-Parlaments im Februar hatte die
Unternehmensinitiative den Erhalt der strengeren
Gentechnik-Kennzeichnung gefordert. Bevor lockerere Regeln jedoch
endgültig beschlossen werden können, müssen die EU-Staaten und das
Europaparlament einen Kompromiss finden. Derzeit ringen aber noch die
Agrarminister der EU-Staaten um eine gemeinsame Position. Bevor diese
sich nicht geeinigt haben, können keine Verhandlungen mit dem
Parlament aufgenommen werden. 

Sollte es irgendwann zu einer Deregulierung kommen, dürfte es
einfacher werden, mit modernen Gentechnikverfahren neue Züchtungen zu
erschaffen. Befürworter der Verfahren glauben daran, dass so etwa
robustere Pflanzen mit mehr Nährstoffen entwickelt werden können.
Dadurch erhoffen sich manche auch, dass weniger Pestizide eingesetzt
werden müssen.