Von der Leyen verteidigt Kampf gegen Männerdominanz

04.09.2024 13:13

In Zukunft wird es voraussichtlich wieder deutlich mehr Männer als
Frauen in der EU-Kommission geben. Eine Schlappe für die Präsidentin
Ursula von der Leyen?

Brüssel (dpa) - Trotz des jüngsten Rückschlags hält Ursula von der

Leyen ihren Kampf gegen eine Männerdominanz in der EU-Kommission
nicht für gescheitert. Wenn sie die Staats- und Regierungschefs der
EU-Staaten nicht schriftlich gebeten hätte, sowohl einen Mann als
auch eine Frau für die Kommissarsposten vorzuschlagen, wären
lediglich vier Frauen und 21 Männer nominiert worden, sagte die
Präsidentin der mächtigen Brüsseler Behörde in einer Pressekonferen
z
in Brüssel. Sie selbst und die designierte Außenbeauftragte Kaja
Kallas mitgezählt komme man nun immerhin auf eine zweistellige Zahl
an Frauen.

Zuvor war bekanntgeworden, dass zahlreiche Staats- und
Regierungschefs von der Leyens Bitte zur Normierung von einer Frau
und einem Mann nicht gefolgt sind. Ausgenommen von dieser Bitte waren
eigentlich nur diejenigen Regierungen, die einen derzeit amtierenden
Kommissar erneut nominieren. Einen öffentlichen Vorschlag für einen
Mann und eine Frau machte allerdings lediglich Bulgarien. Sieben
EU-Staaten nominierten nur eine Frau.

Kritik am Nominierungsverhalten übte von der Leyen trotzdem nicht.
Stattdessen betonte sie, dass Kompetenz für sie das «erste Kriterium»

bei der Auswahl der Kommissionsmitglieder sei. «Wir leben in
schwierigen Zeiten. Wir tragen die große Verantwortung, die
Europäische Union durch unruhige Gewässer zu führen», sagte sie. 


Die Kommission brauche daher Kompetenz, was bedeute, dass die
Nominierten etwa Erfahrung in Regierungsämtern oder ranghohen
Positionen im diplomatischen Dienst oder der EU mitbringen sollten.
Das zweite Kriterium sei Ausgewogenheit, geografisch, politisch, aber
auch was die Geschlechter angehe.

Die Auswahl von Kommissarinnen und Kommissaren für die neue
EU-Kommission ist der letzte große Schritt zur Neubesetzung von
politischen Spitzenpositionen nach der Europawahl im Juni. Von der
Leyen war bereits kurz danach von den Staats- und Regierungschefs der
EU-Staaten für eine zweite Amtszeit als Präsidentin der mächtigen
Behörde nominiert und vom Europaparlament gewählt worden. Nach dem
Nominierungsprozess für die Kommissare muss sie diesen nun
Aufgabenbereiche zuordnen. Erstmals soll es beispielsweise Kommissare
für Themen wie Verteidigung und Wohnen geben.

Der Führung der EU-Kommission sind rund 32.000 Mitarbeiter
unterstellt, die unter anderem Vorschläge für neue EU-Gesetze machen
und die Wahrung der Europäischen Verträge überwachen.