Nach Streit mit EU: Italiens Strandbäder werden ausgeschrieben

04.09.2024 21:36

Sonne, Sand und Meer - Italiens Strände sind eine Goldgrube für die
Betreiber von Strandbädern. Dort soll jetzt aber der raue Wind des
Wettbewerbs blasen.

Rom (dpa) - Die staatlichen Konzessionen für die italienischen
Strandbäder müssen nach langem Streit zwischen Rom und Brüssel neu
ausgeschrieben werden - allerdings erst in drei Jahren. Der
italienische Ministerrat beschloss am Mittwochabend einen
entsprechenden Erlass. Gegen die geplante Reform hatte es an Adria
und Mittelmeer zuletzt heftige Proteste gegeben, mit einem Streik der
Pächter Anfang August.

Nach der nun beschlossenen Regelung bleiben die gegenwärtigen
Konzessionen bis zum 30. September 2027 gültig. Die neuen
Ausschreibungen müssen im Juni desselben Jahres eingeleitet werden.
In Einzelfällen ist ein Aufschub bis 31. März 2028 möglich. Die neuen

Konzessionen haben eine Dauer von mindestens 5 und höchstens 20
Jahren, um den neuen Konzessionären eine Amortisierung ihrer
Investitionen zu ermöglichen. Die neuen Betreiber müssen ihren
Vorgängern Abstandszahlungen für übernommenes Inventar leisten.

Hintergrund ist eine EU-Richtlinie, die Italien eigentlich schon seit
2006 hätte umsetzen müssen. Die italienischen Strände gehören dem
Staat, aber mehr als die Hälfte ist an Privatleute verpachtet, oft
schon seit Jahrzehnten und zu Spottpreisen. Ein Kritikpunkt lautet,
dass die Konzessionen mit durchschnittlich 8.200 Euro pro Jahr viel
zu billig vergeben werden, und die Branche so riesige Profite
einstreicht. Dagegen fürchten die Betreiber, dass künftig am Strand
statt italienischer Familien ausländische Konzerne das Sagen haben.

«DIe Zusammenarbeit zwischen Rom und Brüssel hat es erlaubt, ein
Gleichgewicht zu finden zwischen der Notwendigkeit, den Markt der
Konzessionen zu öffnen und der Gelegenheit, die legitimen Erwartungen
der aktuellen Pächter zu achten», heißt es in einer Mitteilung des
Palazzo Chigi, des Sitzes von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Der
Text der Verordnung war bereits am Mittwochmittag in Rom
bekanntgeworden und hatte auch gleich Kritik ausgelöst. Die
oppositionelle Fünf-Sterne-Bewegung bezeichnete den Zeitraum von drei
Jahren als viel zu lang und sprach von einer «Narrenposse der
Regierung Meloni» und einer Verhöhnung Brüssels.