Autoindustrie: EU-Klimavorgaben früher überprüfen
13.09.2024 16:18
Die deutsche Autoindustrie fordert, EU-Klimaschutzmaßnahmen früher
als geplant unter die Lupe zu nehmen. Die Branche steht ohnehin unter
Druck - wegen der Vorgaben aus Brüssel drohen hohe Strafen.
Brüssel (dpa) - Die Europäische Kommission muss nach Ansicht der
deutschen Autoindustrie schneller überprüfen, ob EU-Klimavorgaben für
neu zugelassene Autos machbar sind. Eine für 2026 geplante
Überprüfung müsse auf kommendes Jahr vorgezogen werden, fordert der
Lobbyverband VDA. Klimaschutz im Verkehr könne nur gelingen, wenn
etwa auch die nötige Ladeinfrastruktur vorhanden sei, hieß es vom
VDA.
Hintergrund ist, dass Hersteller die Vorgaben voraussichtlich oft
nicht einhalten können. Deshalb stehen hohe Strafen für die ohnehin
schon angeschlagene europäische Autoindustrie im Raum. Konkret geht
es um die sogenannten Flottengrenzwerte. Diese legen einen Grenzwert
für den CO2-Ausstoß von Autos fest, der im Durchschnitt aller in der
EU in einem Jahr zugelassenen Fahrzeuge nicht überschritten werden
darf.
EU-Ziele werden voraussichtlich nicht erreicht
Derzeit liegt dieser Wert bei 115,1 Gramm CO2 pro Kilometer, pro
Fahrzeug - gemessen anhand des sogenannten WLTP-Testverfahrens. Er
soll 2025 auf 93,6 Gramm und 2030 auf 49,5 Gramm sinken. Für zu viel
ausgestoßenes CO2 müssen Hersteller Strafe zahlen. Dass diese
EU-Klimaziele voraussichtlich nicht erreicht werden können, liegt
unter anderem daran, dass die Nachfrage nach Elektromobilität in
Europa derzeit hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Die Probleme der Autobranche zeigen sich derzeit etwa bei VW - dem
größten Autobauer Europas. Volkswagen hatte Anfang September
angekündigt, wegen der angespannten Lage seine Sparpläne zu
verschärfen, und schließt Kündigungen und Werksschließungen nicht
länger aus. Die seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung wurde
aufgekündigt.
VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch hatte jüngst gefordert, die
CO2-Flottenziele zu lockern. «Die Politik hat der Industrie Vorgaben
gemacht, ohne dass die notwendige Infrastruktur vorhanden gewesen
wäre und ohne darüber nachzudenken, ob die Kundinnen und Kunden da
mitmachen», kritisierte Pötsch.