Google reicht bei der EU Beschwerde gegen Microsoft ein

25.09.2024 14:37

Das Wettbewerbsrecht verbietet Firmen, eine marktbeherrschende
Stellung unfair auf einen neuen Geschäftsbereich zu übertragen. Genau
das wirft nun Google seinem Konkurrenten Microsoft vor.

Brüssel (dpa) - Google hat eine Beschwerde bei der Europäischen
Kommission gegen Microsoft wegen wettbewerbswidriger Cloud-Geschäfte
eingereicht. Der Internet-Konzern argumentiert, dass der weltgrößte
Software-Hersteller Microsoft seine marktbeherrschende Stellung bei
Software wie Windows Server nutzt, um Kunden an die
Microsoft-Cloud-Plattform Azure zu binden. 

Microsoft verzeichnete zuletzt ein starkes Wachstum bei seinen
Cloud-Angeboten, während Googles Cloud-Sparte die Erwartungen von
Analysten verfehlte. Für den Google-Konzern Alphabet ist es die erste
Beschwerde bei der EU-Kommission.

«Für Kunden teurer und komplexer»

Das wettbewerbswidrige Verhalten von Microsoft erfolgt der
Google-Beschwerde zufolge durch restriktive Lizenzbedingungen und
diskriminierende Preise. Sie machten es für die Kunden teurer und
komplexer, Windows Server in Cloud-Umgebungen zu nutzen, die nicht
von Microsoft stammen, etwa Google Cloud oder AWS von Amazon. Anstatt
fairen Wettbewerb zuzulassen, nutze Microsoft seine Marktmacht bei
Windows Server, um Kunden zu bestrafen, die sich für konkurrierende
Cloud-Anbieter entscheiden, heißt es in der Beschwerde.

Im November 2022 hatten bereits europäische Technologie-Unternehmen,
die in der Gruppe «Cloud Infrastructure Services Providers in Europe»
(CISPE) organisiert sind, eine ähnlich gelagerte Beschwerde gegen den
Softwaregiganten eingereicht. Microsoft schade «dem europäischen
Cloud-Ökosystem irreparabel und beraube europäische Kunden der
Wahlfreiheit bei ihren Cloud-Bereitstellungen», indem es die Kosten
für den Betrieb von Microsoft-Software auf konkurrierenden
Cloud-Diensten in die Höhe treibe, hieß es zuerst.

Beschwerde zurückgezogen

Im Juli 2024 zog die CISPE ihre Beschwerde allerdings zurück, nachdem
man sich mit Microsoft auf Zugeständnisse geeinigt hatte. Der
erzielte Vergleich schloss jedoch große Konkurrenten aus, darunter
Amazon und Google. Microsoft erklärte nun, man habe die Bedenken, die
von den europäischen Cloud-Anbietern geäußert wurden, einvernehmlich

beigelegt.

Medienberichten zufolge hatte Google versucht, die
Kartellrechtsvereinbarung mit Microsoft zu Fall zu bringen, indem es
der CISPE-Gruppe alternative Deals in Höhe von 500 Millionen
US-Dollar angeboten hatte. Diese Offerte sei aber abgelehnt worden.
«Da es Google nicht gelungen ist, europäische Unternehmen zu
überzeugen, gehen wir davon aus, dass es Google auch nicht gelingen
wird, die Europäische Kommission zu überzeugen», sagte ein
Microsoft-Sprecher.

Sicherheitsbedenken

Google führt jetzt bei seiner eigenen Beschwerde gegen Microsoft
nicht nur wirtschaftliche Argumente ins Feld, sondern warnt auch vor
negativen Konsequenzen der Vormachtstellung von Microsoft für die
Sicherheit von Cloud-Diensten. Der Softwarekonzern schränke
Sicherheitsaktualisierungen und andere wichtige Upgrades für
Windows-Server-Instanzen ein, die nicht auf Azure von Microsoft
laufen.

Google argumentiert weiterhin, dass die Geschäftspraktiken von
Microsoft zu einer gefährlichen Monokultur im Cloud-Geschäft führen
würden. Bei dem Konkurrenten gebe es außerdem eine «unzureichende
Sicherheitskultur» und «langjährige Probleme in Bezug auf Sicherheit

und Zuverlässigkeit». Google erwähnte in diesem Zusammenhang den
großen Sicherheitsvorfall beim IT-Dienstleister Crowdstrike und
Microsoft, bei dem im Juli 8,5 Millionen Windows-Geräte betroffen
waren und Fluggesellschaften, Banken, Krankenhäuser und mehr weltweit
lahmgelegt wurden. Eine stärkere Konzentration auf eine Umgebung, in
diesem Fall Azure, sei nicht gut, da dies zu häufigeren
Cyberangriffen führen werde.