Manipulationen für Musk? Abgeordnete fordern Prüfung von X

23.11.2024 04:37

Lässt Elon Musk auf der Plattform X die Reichweite seiner eigenen
Beiträge steigern? Eine neue Studie legt das nahe. Mehrere
Europaabgeordnete verlangen Konsequenzen.

Brüssel (dpa) - Europaabgeordnete fordern von der EU-Kommission eine
Untersuchung zur Sichtbarkeit von Beiträgen auf der Plattform X.
Konkret geht es um die Frage, ob Plattform-Eigentümer Elon Musk
seinen eigenen Beiträgen EU-rechtswidrig zu größerer Reichweite
verhilft. Hintergrund der Anfrage ist eine Studie der australischen
Universität Queensland, in der die Sichtbarkeit von Musks Posts über
die vergangenen Monate hinweg untersucht wurde. 

Die Studienergebnisse legen nahe, dass sich der Algorithmus zuletzt
zugunsten von Musks eigenen Beiträgen geändert hat. Dieser umfasst
die Rechenoperationen, die dafür entscheidend sind, wo und wie ein
Beitrag auf der Plattform angezeigt wird.

Seit Musk im Juli seine Unterstützung für den republikanischen
US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump verkündet habe, seien die
Aufrufe seiner Beiträge massiv gestiegen, berichten die Forscher.
Zwar seien auch die Posts anderer prominenter politischer Accounts
während des Wahlkampfes häufiger gesehen worden, die Aufrufzahlen für

Musks Beiträge seien aber deutlich stärker gestiegen. Die Ergebnisse
wiesen darauf hin, dass auf der Plattform spezifische
Sichtbarkeitsvorteile selektiv angewandt worden sein könnten,
schreiben die Autoren in der Studie, die bislang nicht unabhängig
begutachtet wurde.

Abgeordnete befürchten Auswirkungen auf öffentliche Sicherheit

In der schriftlichen Anfrage der Europaabgeordneten an die
EU-Kommission heißt es: «Der Anstieg der Aufrufe betrifft auch Musks
Beiträge zu EU- und mitgliedsstaatlichen Themen auf X, wie etwa
kremlfreundliche Propaganda zum Krieg in der Ukraine und
antisemitische Verschwörungstheorien». Die algorithmische
Verschiebung scheine eindeutige Auswirkungen auf den
zivilgesellschaftlichen Diskurs und die Wahlprozesse sowie die
öffentliche Sicherheit in der EU zu haben. Dieses Risiko solle die
EU-Kommission nach dem Digitalgesetz DSA (Digital Services Act)
untersuchen und bewerten. Eine Antwort der Kommission stand zunächst
noch aus.

Die Anfrage aus dem EU-Parlament wurde von 42 Abgeordneten
unterzeichnet. Sie kommen aus den Reihen der Grünen, der
Sozialdemokraten, der Linken, der Liberalen sowie der
Mitte-Rechts-Fraktion EVP.

Die unter dem Namen Twitter bekanntgewordene Plattform X steht immer
wieder in der Diskussion, seit sie von Tech-Milliardär Musk gekauft
wurde. Musk hatte den Kurs von Twitter bei der Umsetzung von Regeln
gegen Hassrede und Gewaltaufrufe als zu restriktiv kritisiert. Als
Folge wurden viele gesperrte Accounts aus dem rechten politischen
Spektrum wieder freigeschaltet.