EU-weite Umfrage: Jede dritte Frau ist Opfer von Gewalt
25.11.2024 13:22
«Überwältigendes Ausmaß»: In den EU-Mitgliedsstaaten bleiben die
Zahlen zu Gewalt gegen Frauen hoch, wie eine Erhebung zeigt. In
Deutschland sieht die Statistik etwas anders aus.
Brüssel (dpa) - Ein Drittel der Frauen in der EU hat bereits Gewalt
im eigenen Zuhause, am Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit
erlebt. Das geht aus einer EU-weiten Umfrage zu
geschlechtsspezifischer Gewalt hervor, die die EU-Grundrechteagentur
(FRA) gemeinsam mit Eurostat und dem Europäischen Institut für
Gleichberechtigung (Eige) in Brüssel vorgestellt hat. In den
vergangenen zehn Jahren haben sich die Zahlen den Angaben zufolge
nicht gebessert.
«Das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen ist wirklich überwältigend»,
sagte die FRA-Direktorin Sirpa Rautio am Internationalen Tag gegen
Gewalt an Frauen. Es gebe etwa 229 Millionen Frauen in Europa, «ein
Drittel von ihnen wurde geohrfeigt, geschlagen, getreten,
vergewaltigt oder mit solcher Gewalt bedroht». Die Sicherheit von
Frauen in Europa könne nach wie vor nicht garantiert werden. «Im
Vergleich zu 2014 sehen wir keine großen Fortschritte.»
In Deutschland ist die Prozentzahl der Umfrage zufolge etwas
niedriger als im EU-weiten Schnitt: 25,6 Prozent der befragten Frauen
im Alter von 18 bis 74 Jahren gaben an, bereits sexuelle und/oder
physische Gewalt erlebt zu haben oder damit bedroht worden zu sein.
Für die den Angaben zufolge repräsentative Erhebung wurden von
September 2020 bis März 2024 mehr als 114.000 Frauen in den
EU-Mitgliedsstaaten befragt.
«Unsichtbare Epidemie der Gewalt»
Eine von fünf befragten Frauen wurde demnach bereits Opfer von
häuslicher Gewalt. 17 Prozent der Befragten gaben an, im
Erwachsenenalter sexuelle Gewalt erlebt zu haben. Mehr als ein
Drittel berichtet zudem von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.
Mit 42 Prozent sind davon besonders junge Frauen im Alter von 18 bis
29 Jahren betroffen.
Besorgniserregend ist laut FRA-Direktorin Rautio die Menge an Fällen,
die sich im Dunkelfeld abspielen. Hierbei handle es sich um eine
«unsichtbare Epidemie der Gewalt». Nur eine von acht Frauen hat
demnach eine Gewalttat bei der Polizei zur Anzeige gebracht.
Zuletzt hatte Bundesfrauenministerin Lisa Paus (Grüne) zusammen mit
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und dem Bundeskriminalamt
Zahlen vorgestellt, wonach immer mehr Frauen in Deutschland von
Gewalt betroffen sind. So stieg etwa die Zahl der weiblichen Opfer
von häuslicher Gewalt um 5,6 Prozent auf 180.715 im vergangenen Jahr.
938 Mädchen und Frauen wurden Opfer von versuchten oder vollendeten
Tötungsdelikten.