Freihandel: Brasiliens Fleischkonzerne boykottieren Carrefour
25.11.2024 18:53
Im Konflikt um den geplanten Freihandelsvertrag zwischen Mercosur und
der EU stellt sich die Supermarktkette auf die Seite der
französischen Bauern. Das hat Konsequenzen für die Kunden in
Brasilien.
Rio de Janeiro/Paris (dpa) - Im Konflikt um das geplante
Freihandelsabkommen zwischen dem südamerikanischen Wirtschaftsbund
Mercosur und der EU boykottieren die größten brasilianischen
Fleischkonzerne die Supermarktkette Carrefour. Die Unternehmen JBS,
Marfrig und Masterboi belieferten die Carrefour-Märkte in Brasilien
bis auf Weiteres nicht mehr, berichtete die Fachzeitschrift «Globo
Rural».
Sie reagierten damit auf die Ankündigung von
Carrefour-Geschäftsführer Alexandre Bompard, kein Rindfleisch aus den
Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay mehr
für die Märkte in Frankreich zu importieren. Er wolle damit seine
Solidarität mit den Landwirten zum Ausdruck bringen, schrieb Bompard
auf der Nachrichtenplattform X. Der Schritt dürfte weitgehend
symbolisch sein. Experten zufolge bezieht Carrefour ohnehin kein
Fleisch aus Südamerika für seine französischen Märkte. In den Läd
en
in Brasilien hingegen bleiben nun die Regale leer, wie lokale Medien
berichteten.
Zuletzt hatten die französischen Bauern gegen das geplante
Freihandelsabkommen protestiert. Durch den Vertrag würde eine der
weltweit größten Freihandelszonen mit mehr als 700 Millionen
Einwohnern entstehen. Er soll vor allem Zölle abbauen und damit den
Handel ankurbeln. Landwirte in Europa bezeichnen das Abkommen als
unausgewogen, weil in der EU strengere Regeln gelten als in
Südamerika. Sie dürften allerdings auch die Konkurrenz des extrem
wettbewerbsfähigen Agrarsektors der Mercosur-Staaten fürchten.
Das fertig ausgehandelte Freihandelsabkommen liegt seit 2019 auf Eis.
Der Vertrag ist sowohl in Südamerika als auch in Europa umstritten.
Einige Länder wollen ihre Märkte schützen, andere fürchten die
Aufweichung von Arbeits- und Umweltstandards. Zuletzt gab es
Berichte, nach denen wieder Bewegung in die Gespräche gekommen sein
soll. Am 5. und 6. Dezember kommen die Staats- und Regierungschefs
der Mercosur-Staaten zu einem Gipfeltreffen in Uruguays Hauptstadt
Montevideo zusammen.