Zypern will Nato-Mitgliedschaft beantragen
28.11.2024 15:24
Die EU-Inselrepublik Zypern beabsichtigt, Nato-Mitglied zu werden.
Doch das ist nicht so einfach. Wegen der de-facto-Teilung der Insel
ist vor allem das Nato-Mitglied Türkei gegen solch ein Vorhaben.
Athen (dpa) - Das EU-Mitglied Zypern will Präsident Nikos
Christodoulidis zufolge Mitglied der Nato werden. Es war das erste
Mal, das Zypern dies so offen ankündigte. Der Präsident fügte im
zyprischen Rundfunk hinzu, ihm sei bewusst, dass das Nato-Mitglied
Türkei sich dagegen sperre, Nikosia werde aber trotzdem im richtigen
Moment den Antrag für eine Aufnahme in das westliche
Verteidigungsbündnis stellen. Ankara lehnt eine Mitgliedschaft
Zyperns ab, solange die Insel geteilt bleibt und die türkischen
Zyprer nicht mitentscheiden können.
Aus Kreisen des türkischen Verteidigungsministeriums hieß es auf
Anfrage, bei dem Vorstoß handle es sich um eine «inakzeptable
Entwicklung». Die Türkei erinnere daran, dass Entscheidungen zur
Erweiterung der Nato einstimmig getroffen werden müssten. «Dieser
Schritt wird das empfindliche Gleichgewicht in der Zypernfrage stören
und sich negativ auf die Verhandlungsprozesse für eine Lösung
auswirken», hieß es.
Ein möglicher Nato-Beitritt sei auch der Grund dafür, dass Zypern
trotz türkischer Kritik seine Militärkooperation mit den USA ausbaue,
sagte Christodoulidis. So werde die Inselrepublik den USA einen
Luftwaffenstützpunkt zur Verfügung stellen. Hintergrund ist nicht
zuletzt die geografische Nähe Zyperns zum Nahen Osten. Vom Süden
Zyperns sind es Luftlinie zum Beispiel nur knapp 250 Kilometer übers
Mittelmeer bis zur libanesischen Hauptstadt Beirut.
Die Insel Zypern ist seit 1974 de facto geteilt. Im von türkischen
Truppen besetzten Norden gibt es die weltweit nur von der Türkei
anerkannte Türkische Republik Nordzypern. Ankara erkennt die Republik
Zypern nicht an, die seit 2004 EU-Mitglied ist. Das EU-Recht und
Regelwerk gilt deswegen nur im Südteil.