Nordseefischer müssen 2025 weniger Hering fangen
11.12.2024 10:17
Nordseefischer müssen im kommenden Jahr Einbußen etwa beim
Heringsfang hinnehmen. Bei anderen Beständen darf 2025 allerdings
mehr gefischt werden. Umweltschützer sehen in den Mengen ein Problem.
Brüssel (dpa) - Deutsche Nordseefischer dürfen 2025 nicht so viel
Hering und Dorsch an Land bringen wie noch in diesem Jahr. Die für
Fischerei zuständigen EU-Minister haben sich in der Nacht auf die
erlaubten Fangmengen für die Nordsee und den Nordostatlantik
geeinigt. Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums sinkt
die erlaubte Fangmenge beim Hering um 27 Prozent auf rund 35.600
Tonnen und beim Dorsch um 22 Prozent auf gut 1.700 Tonnen.
Eine deutliche Senkung der erlaubten Fangmenge gibt es den Angaben
zufolge auch bei Makrelen in den westlichen Gewässern des
Nordostatlantiks. Hier können deutsche Fischer im kommenden Jahr noch
gut 9.600 Tonnen fischen, ein Minus von 32 Prozent im Vergleich zum
Vorjahr. Ein Plus von 11 Prozent gibt es hingegen bei Schollen und
Seelachs in der Nordsee, damit dürfen mehr als 6.000 Tonnen Scholle
und 6.666 Tonnen Seelachs gefangen werden.
Viele Bestände in schlechtem Zustand
Hintergrund der Beschränkungen ist, dass viele Bestände in
europäischen Meeren in einem schlechten Zustand sind. Überfischung,
Klimawandel und andere Faktoren setzen den Tieren zu.
Die EU-Kommission erarbeitet jedes Jahr auf Grundlage
wissenschaftlicher Empfehlungen Fangmengen, die so angelegt sein
sollen, dass die Bestände nicht unter zu großen Druck geraten. Das
letzte Wort haben aber die EU-Fischereiminister, wenn es um Bestände
geht, die nur von EU-Staaten befischt werden. Die Fangmengen in
anderen Meeresgebieten müssen mit Drittländern wie Großbritannien
oder Norwegen ausgehandelt werden.
«Stabilität gibt es für die Schutzmaßnahmen beim Aal - die bereits
im
laufenden Jahr geltenden Regelungen werden fortgeführt», teilte das
Landwirtschaftsministerium mit. Nach Angaben der EU-Staaten gehört
dazu etwa eine sechsmonatige Schonzeit, bei der es aber Ausnahmen
gibt.
Kritik von Umweltschützern
Franziska Saalmann von der Umweltschutzorganisation Greenpeace
kritisierte: «Die Überfischung in der Nordsee geht auch 2025 nahezu
ungebremst weiter.» Zudem sagte sie, es gebe ein einmonatiges
Schlupfloch für die Fischerei auf den Aal und die geringeren
Fangmengen beim Dorsch reichten nicht aus. Fischereiminister Cem
Özdemir (Grüne) habe die Chance für eine Kursänderung verstreichen
lassen. Ähnlich äußerte sich auch der Bund für Umwelt und Naturschu
tz
(BUND).
Silvia Bender, Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium, teilte
mit: «Die Verhandlungsergebnisse beruhen ganz überwiegend auf den
wissenschaftlichen Empfehlungen, die nachhaltige
Bestandsbewirtschaftung in der Nordsee wird dadurch fortgesetzt.» Sie
betonte jedoch, dass auch das Ministerium die Dorschfangmenge als zu
hoch einstufe.
Aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sind die Fangmengen für
Nordseehering ebenfalls zu hoch. «Die nun beschlossenen Quoten für
den Nordseehering ignorieren die Auswirkungen auf die
Gesamtpopulation des Herings in Nord- und Ostsee und gefährden somit
die Erholung beider Bestände», sagte Sascha Müller-Kraenner,
Bundesgeschäftsführer der DUH.