Estland lässt Unterseekabel Estlink 1 von Marine schützen

27.12.2024 11:39

In Estland und Finnland wurde die Weihnachtsruhe durch ein
beschädigtes Unterseekabel in der Ostsee gestört. Die Regierung in
Tallinn reagiert darauf mit höherer Militärpräsenz an der anderen
Leitung.

Tallinn (dpa) - Estland wird nach dem Ausfall des Unterseekabels
Estlink 2 die Stromleitung Estlink 1 durch Patrouillenschiffe
überwachen lassen. «Wir haben beschlossen, unsere Marine in die Nähe

von Estlink 1 zu schicken, um unsere Energieverbindung mit Finnland
zu verteidigen und zu schützen», schrieb Verteidigungsminister Hanno
Pevkur auf dem Plattform X. Damit solle sichergestellt werden, dass
der wichtigen Verbindung nichts passiere und sie betriebsbereit
bleibe, sagte Pevkur im estnischen Radio. Auch die Nato kündigte an,
ihre militärische Präsenz in der Ostsee zu verstärken.

Die Stromverbindung Estlink 2 zwischen Estland und Finnland war am
Mittwoch unterbrochen worden. Die finnischen Behörden vermuten
Sabotage und haben den unter der Flagge der Cookinseln fahrenden
Öltanker «Eagle S» festgesetzt, dessen Anker den Schaden am Kabel
verursacht haben könnte. Das Schiff soll der EU zufolge zur
sogenannten russischen Schattenflotte gehören - Tanker und andere
Frachtschiffe, die Russland inoffiziell benutzt, um Sanktionen etwa
beim Öltransport zu umgehen.

Über Weihnachten wurden zudem Störungen an Kommunikationskabeln in
der Ostsee bekannt. Drei davon verlaufen einem Bericht des finnischen
Rundfunksenders Yle zwischen Finnland und Estland, eines zwischen
Finnland und Deutschland. Untersuchungen zu den Hintergründen der
Ausfälle laufen.

Notfalls auch mit militärischen Mitteln schützen

«Natürlich muss die Untersuchung alle Einzelheiten des Bruchs des
Estlink 2-Kabels und der Kommunikationskabel aufdecken. Aber unsere
Aufgabe ist es, sofort eine klare Botschaft zu senden, dass wir
bereit sind, die Verbindungen zwischen Estland und Finnland, wenn
nötig, auch mit militärischen Mitteln zu schützen», wurde Pevkur in

einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums zitiert. 

In Estland, Finnland und anderen Ostsee-Anrainerstaaten herrscht
erhöhte Wachsamkeit und Alarmbereitschaft wegen möglicher
Sabotageakte, nachdem es zuletzt mehrfach zu Ausfällen und Störungen

von Stromkabeln, Gaspipelines und Telekommunikationsverbindungen
gekommen ist. Nato-Generalsekretär Mark Rutte bekundete auf X seine
Solidarität mit den Verbündeten. Zudem kündigte er an, dass die Nato

ihre militärische Präsenz in der Ostsee verstärken werde. 

Die Reparatur der 170 Kilometer langen Verbindungsleitung Estlink 2
könnte nach ersten Schätzungen der Netzbetreiber mehrere Monate
dauern. Größere Auswirkungen für Verbraucher soll es nach Angaben von

estnischen und finnischen Behörden nicht geben.