Energieminister: Baltikum bereit für Anschluss an EU-Netz

24.01.2025 14:46

Schon bald wollen sich die baltischen Staaten vom russischen
Energienetz trennen und Kontinentaleuropa anschließen. Doch wie
laufen die Vorbereitungen? Die Energieminister zeigen sich
zuversichtlich.

Riga (dpa) - Die baltischen Staaten sehen sich gut gerüstet für
die in zwei Wochen geplante infrastrukturelle Anbindung ihres
Stromnetzes an Westeuropa. «Wir sind auf allen Ebenen bereit, die
Synchronisierung zu vollenden», sagte der lettische Klima- und
Energieminister Kaspars Melnis nach einem Treffen in Riga mit seinem
für Energie zuständigen litauischen Amtskollegen Zygimantas Vaiciunas

und Amtskollegin Yoko Alender aus Estland. «Alles läuft nach Plan».


Estland, Lettland und Litauen planen, sich am 8. Februar aus dem
gemeinsamen, synchron geschalteten Stromnetz mit Russland und Belarus
zu lösen, dem sie aus historischen Gründen seit Sowjetzeiten
angehören. Mit der Abkopplung vom sogenannten BRELL-Ringsystems
wollen die drei EU- und Nato-Staaten die volle Kontrolle über ihre
Stromnetze wiedererlangen und die Energiesicherheit stärken, nachdem
sie vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine ihre
Stromimporte aus Russland bereits eingestellt haben.

«Historisches Projekt»

Vaiciunas sprach von einem «historischen Projekt», das darauf
abziele, dass Energie nicht als Waffe gegen die noch am Netz der
beiden Nachbarländer im Osten hängenden Ostseestaaten eingesetzt
werden kann. Auch Alender betonte, die Synchronisierung mit dem
europäischen Frequenzbereich diene dazu, das baltische Energiesystem
vollständig sicher und unabhängig von russischer Kontrolle zu mache
n.
«Wir wollen, dass Strom nur zwischen Partnern hin- und her fließt,
denen man vollkommen vertrauen kann», sagte sie.

Alle drei Minister betonten, dass die Sicherheitsmaßnahmen für die
Stromnetze und andere kritische Energie-Infrastruktur im Vorfeld der
Synchronisierung verstärkt worden sei. Auch seien die beteiligten
Parteien auf alle möglichen Szenarien vorbereitet.

Höhere Wachsamkeit nach Kabelschäden

In den baltischen Staaten herrscht erhöhte Wachsamkeit, nachdem es in

den vergangenen Monaten wiederholt zu Vorfällen gekommen war, bei
denen Leitungen und Kabel in der Ostsee beschädigt wurden. Bislang
gebe es aber keine Hinweise auf mögliche Störversuche bei der
Abkopplung, sagte Melnis. 

Der Netzwechsel soll nach Angaben der Energieminister so vorgenommen
werden, dass er sich für Stromverbraucher unbemerkt vollzieht. Auch
dürfte er nach ihrer Einschätzung keine nennenswerten Auswirkungen
auf die Strompreise haben, betonten sie einhellig.