EZB hält Kurs: Leitzinsen sinken erneut

30.01.2025 14:21

Schlecht für Sparer, gut für Schuldner: Die EZB senkt abermals die
Zinsen, weitere Schritte nach unten dürften folgen. Doch der Kurs der
Notenbank ist ungewisser geworden - auch wegen Trump.

Frankfurt/Main (dpa) - Die fünfte Zinssenkung im Euroraum seit Sommer
2024 ist beschlossen: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzt den für
Banken und Sparer wichtigen Einlagensatz um 0,25 Prozentpunkte auf
2,75 Prozent herab. Niedrigere Zinsen helfen der schwächelnden
Konjunktur im Euroraum. 

Volkswirte erwarten, dass dies nicht die letzte Zinssenkung im
laufenden Jahr sein wird. Denn Handelskonflikte mit den USA unter
Präsident Donald Trump könnten die schwache Wirtschaft im Euroraum,
die im vierten Quartal 2024 stagnierte, zusätzlich unter Druck
setzen. Zugleich könnten die von Trump angedrohten Zölle allerdings
die Inflation anheizen, die die Euro-Währungshüter mittelfristig bei
2,0 Prozent halten wollen.

Hausbauer profitieren, aber weniger Zinsen für Sparer

Die erneute Senkung der Leitzinsen - die vierte in Serie - hat Folgen
für Sparer: Bekommen Geschäftsbanken weniger Zinsen für bei der EZB
geparkte Gelder, senken sie die Tages- und Festgeldzinsen für ihre
Kundschaft. Die Zinsen für bundesweit verfügbare zweijährige
Festgelder fielen Ende Januar auf im Schnitt 2,24 Prozent, wie eine
Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt. Das sei der tiefste
Stand seit zwei Jahren. Auch die Tagesgeldzinsen sanken demnach: auf
im Mittel 1,56 Prozent bei bundesweit aktiven Banken.

Die EZB senkt nicht nur den Einlagenzins, sondern auch den Zins, zu
dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können:
von 3,15 auf 2,9 Prozent. Niedrigere Leitzinsen stützen tendenziell
die Wirtschaft: Kredite werden erschwinglicher, Firmen und
Privatleute - etwa Hausbauer - kommen günstiger an Finanzierungen. So
sind die Bauzinsen in den vergangenen Monaten etwas gefallen.

Furcht vor hohen Zöllen - Risiko Trump

Ökonomen hatten mit der erneuten Zinssenkung der EZB gerechnet. Da
die große Teuerungswelle im Euroraum vorbei ist, hat die Notenbank
mehr Spielraum. Zudem macht ihr die schwache Konjunktur Sorgen. Für
dieses Jahr sagt die Notenbank nur 1,1 Prozent Wirtschaftswachstum in
der Eurozone voraus und für 2026 ein Plus von 1,4 Prozent.

Ein Risiko für Konjunktur und Inflation ist Trumps Drohung, hohe
Zölle auf die Importe aus Europa einzuführen. Die EU könnte mit
Gegenmaßnahmen reagieren. Höhere US-Zölle auf Waren aus dem Euroraum

könnten Einfluss auf die weitere Preisentwicklung im Währungsraum
haben, warnte jüngst EZB-Direktorin Isabel Schnabel. Besonders
betroffen von einem Handelskonflikt wäre wohl die Exportnation
Deutschland.

Inflation sollte im Jahresverlauf wieder sinken 

Bereits im Dezember stiegen die Verbraucherpreise sowohl in
Deutschland als auch im Euroraum insgesamt wieder deutlich stärker.
Die Inflationsrate im Euroraum erreichte mit 2,4 Prozent den höchsten
Wert seit Juli 2024.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde zeigte sich jedoch jüngst beim
Weltwirtschaftsforum in Davos zuversichtlich, dass die Teuerung im
Jahresverlauf wieder sinken wird. Das von der EZB angepeilte
Zwei-Prozent-Ziel sei «weiter in Sicht». Volkswirte rechnen daher mit
weiteren Zinssenkungen der EZB auf ein Niveau von 2,0 Prozent beim
Einlagenzins im Sommer. 

Von ihrem Rekordhoch bei 10,7 Prozent im Herbst 2022 ist die
Inflation im Euroraum inzwischen weit entfernt - auch, weil sich die
EZB mit dem stärksten Zinsanstieg seit 25 Jahren dagegenstemmte. Im
Juli 2022 endete die jahrelange Null- und Negativzinspolitik, zehnmal
schraubte die EZB die Zinsen nach oben. Höhere Zinsen verteuern
Kredite, was die Nachfrage bremsen und die Inflation dämpfen kann. Im
Juni 2024 senkte die EZB die Leitzinsen erstmals wieder.