Skepsis über britische Wiederannäherung nach Brexit
31.01.2025 04:15
Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien haben
unter dem EU-Austritt der Briten schwer gelitten. Das dürfte sich
auch nicht grundlegend ändern.
London (dpa) - Auch fünf Jahre nach dem EU-Austritt der Briten gibt
es aus Expertensicht kaum Aussichten auf große Handelserleichterungen
über den Ärmelkanal. Das sagte Marc Lehnfeld von der bundeseigenen
Gesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI) der Deutschen
Presse-Agentur in London.
Die Labour-Regierung von Premierminister Keir Starmer zeige sich zwar
europafreundlich und verspreche einen Neuanfang in den Beziehungen
zur EU. Aber eine mögliche Rückkehr in den Staatenbund oder deren
Zollunion werden weiterhin ausgeschlossen. «Echte Verbesserungen der
Handelsbeziehungen sind daher schwer zu erreichen», sagte Lehnfeld.
Die britische Seite sperre sich sogar bei vergleichsweise kleinen
Maßnahmen wie zum Beispiel einem gemeinsamen Programm zum
Jugendaustausch (Youth Mobility Scheme), obwohl es solche Programme
mit Kanada, Australien und Südkorea gebe.
Von echter Erholung noch weit entfernt
Die Handelsbeziehungen zwischen Großbritannien und Deutschland hatten
vor allem im Bereich der Waren stark unter dem Brexit gelitten. Zwar
habe das deutsch-britische Handelsvolumen 2024 erstmals seit dem
Austritt am 31. Januar 2020 wieder das Niveau der Vor-Brexit-Zeit
erreicht, doch von einer echten Erholung sei man noch weit entfernt,
sagte Lehnfeld.
Das liege vor allem an drei Gründen: Erstens liege der Handel beim
wichtigsten Handelsgut, dem Auto, noch immer um 12 Prozent unter dem
Niveau von 2019. Zweitens sei ein Großteil der Verbesserung dem
Goldhandel geschuldet, für den Großbritannien der wichtigste
Handelsplatz sei. Und drittens bleibe kaum etwas von der Aufholjagd,
wenn man die Inflation herausrechne.
220.000 bis 250.000 Deutsche in Großbritannien
Belastet wird der Handel laut Lehnfeld vor allem durch
Zollbürokratie. Doch auch die Mitarbeiterentsendung sei deutlich
schwieriger und teurer geworden. Vor dem Brexit galt für Deutsche wie
für andere Bürger der EU und anderer europäischer Staaten
Arbeitnehmerfreizügigkeit. In Großbritannien leben schätzungsweise
220.000 bis 250.000 deutsche Staatsangehörige.