und Mercedes sowie neue Äußerungen Trumps ergänzt.) Trumps Handelskrieg hat viele Verlierer Von den dpa-Korrespondentinnen
02.02.2025 16:35
Donald Trump führt den Handelskrieg weiter, den er in seiner ersten
Amtszeit begonnen hat: Hohe Zölle sollen China, Kanada und Mexiko
schaden. Die Folgen reichen allerdings viel weiter.
Berlin/Washington (dpa) - Der Handelskrieg des US-Präsidenten gegen
China, Kanada und Mexiko reicht bis nach Deutschland. Zwar ist die EU
nicht direkt von Donald Trumps neuen Einfuhrabgaben betroffen - noch
nicht. Aber vor allem die deutsche Autoindustrie dürfte die
Auswirkungen der erhobenen Zölle gegen die beiden US-Nachbarn und den
großen Rivalen in Fernost zu spüren bekommen.
Die USA verhängen auf Importe aus den Nachbarländern Mexiko und
Kanada 25 Prozent Zölle, nur auf Energie-Einfuhren aus Kanada 10
Prozent. Auf alle Einfuhren aus China werden ebenfalls zusätzlich 10
Prozent fällig. Und die EU könnte die nächste sein: «Absolut», sa
gte
der Präsident zuletzt auf die Frage, ob er auch Zölle auf Produkte
aus der EU erheben werde.
Dabei wirken sich schon die Zölle gegen Kanada, China und Mexiko auf
Europa aus, vor allem letztere. Die großen deutschen Auto-Hersteller
und auch viele Zulieferer nutzen Mexiko als billigen
Produktionsstandort - und bedienen von dort aus den US-Markt. VW,
Audi und BMW haben in dem Land eigene Fabriken, Mercedes-Benz
produziert in einem Gemeinschaftswerk mit Nissan.
Auswirkungen für Europa
Dirk Jandura, Präsident des deutschen Außenhandelsverbands BGA, sieht
in den neuen US-Zöllen bereits ein deutliches Zeichen an die EU und
Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen. «Wir dürfen nicht
erstarrt abwarten, bis auch die EU oder Deutschland mit Zöllen belegt
werden», warnt Jandura in einer Reaktion auf die US-Zölle.
Die EU-Kommission betonte sogleich ihre Stärke: Sie werde entschieden
auf jeden Handelspartner reagieren, der unfair oder willkürlich Zölle
auf Waren erhebe, sagte ein Sprecher. Und er unterstrich, derzeit
seien keine zusätzlichen US-Zölle auf EU-Produkte bekannt.
Auch der deutsche Bundeskanzler klingt selbstbewusst. Auf die Frage
nach möglichen europäischen Gegenmaßnahmen sagte Olaf Scholz, die EU
sei ein starker Wirtschaftsraum und habe «ihre eigenen
Handlungsmöglichkeiten». Auf dieser Stärke aufbauend, wolle man die
wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA fortsetzen. Aber es gehe erst
mal darum, dass «wir jetzt nicht die Welt aufteilen durch viele
Zollbarrieren».
Deutsche Autobauer sind betroffen
Ein Volkswagen-Sprecher äußert sich am Tag nach der Zoll-Ankündigung
nur vorsichtig: «Als global agierender Automobilhersteller beobachten
wir die Entwicklungen in den USA sehr genau und bewerten etwaige
Effekte auf die Automobilindustrie und unser Unternehmen, die in
Folge der angekündigten Zölle für Importe aus Kanada und Mexico in
die Vereinigten Staaten möglich sind», sagte der Deutschen
Presse-Agentur.
Der Konzern werbe für offene Märkte und stabile Handelsbeziehungen,
denn die seien essenziell für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft und
insbesondere für die Automobilbranche. Und die Hoffnung stirbt
zuletzt: «Wir setzen darauf, dass konstruktive Gespräche zwischen den
Handelspartnern geführt werden, um Planungssicherheit und
wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten und einen Handelskonflikt
zu vermeiden», sagte der VW-Sprecher.
Ähnlich vorsichtig äußert sich Mercedes. Eine Sprecherin betont die
Bedeutung von freiem Handel und fairem Wettbewerb. Und:
«Mercedes-Benz unterstützt daher eine liberale Handelsordnung auf
Basis der WTO-Regeln. Dazu gehört das Prinzip, dass alle Beteiligten
die gleichen Bedingungen vorfinden», sagte sie der Deutschen
Presse-Agentur.
VW-Fabrik in Kanada geplant
Branchenexperte Stefan Hecht von der Unternehmensberatung Advyce &
Company geht deutlich weiter. Er erwartet, dass die Hersteller
zumindest einen Teil der Fertigung von Mexiko in die USA verlagern,
wo VW, BMW und Mercedes ebenfalls Werke haben. Dazu äußerten sich die
drei Hersteller zunächst nicht.
Auch zu den VW-Plänen einer neuen Batteriezellfabrik im kanadischen
Ontario sagte der VW-Sprecher zunächst nichts. Die Fabrik soll die
E-Auto-Werke des Konzerns in den USA beliefern.
Am Ende zahlt der Verbraucher
Die Menschen in den USA sieht Außenhandels-Experte Jandura als
Verlierer der Zoll-Politik ihres Präsidenten: «Trumps Entscheidung
wird die Amerikanerinnen und Amerikaner teuer zu stehen kommen, Zölle
wirken immer auf beiden Seiten.» Gegenmaßnahmen der betroffenen
Länder würden einen «Handelskonflikt zwischen den Nationen» noch
verschärfen, warnte er. «Die Verlierer sind immer die Endverbraucher,
die die Preissteigerungen an der Kasse spüren. Ich würde mir
wünschen, dass die Zölle noch abgewendet werden können.»
Trump verteidigt am Tag danach die Zölle gegen die Kritik, sie träfen
die eigenen Bürger. «Wird es Schmerzen geben? Ja, vielleicht (und
vielleicht auch nicht!)», schrieb er auf der Plattform Truth Social.
Der Schritt werde Amerika aber wieder großartig machen, «und das wird
den Preis wert sein, der dafür zu zahlen ist».
Wer letztlich für die Zölle aufkommt, hängt von den Lieferverträgen
zwischen Käufer und Verkäufer ab. In der Regel sind es die
Importeure, die höhere Kosten an Verbraucher weitergeben. Ein
Beispiel: Wenn Autos wie in den USA von Zulieferungen aus Mexiko und
Kanada abhängen und auf diese Teile Zölle erhoben werden, werden die
Autos teurer.
Betroffene Länder wehren sich
Noch in der gleichen Nacht, in der Trump die Zölle ausrief, kündigten
Kanada, Mexiko und China Gegenmaßnahmen an. Kanada will ab Dienstag
unter anderem Gegenzölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren erheben.
Auch Mexiko und China kündigten «entsprechende Gegenmaßnahmen» an.
Zudem will China eine Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO)
einreichen.
Ob das Land Recht bekommt, ist offen: Die 166 WTO-Mitgliedsländer
haben sich zu fairem Handel und einem Abbau von Handelshemmnissen wie
Zöllen verpflichtet. Nur unter bestimmten Voraussetzungen können
Zölle WTO-konform über das beim Beitritt versprochene Niveau
angehoben werden. Ein Argument wäre, dass sonst die nationale
Sicherheit gefährdet ist.