Protest gegen Euro in Bulgarien - Feuer vor EU-Vertretung

22.02.2025 16:38

Bulgarien ist seit 17 Jahren EU-Mitglied. Die Einführung des Euro
rückt näher. Doch nicht alle sind froh darüber. Nationalisten setzen

Gewaltdrohungen um.

Sofia (dpa) - Nationalisten in Bulgarien haben aus Protest gegen die
vorgesehene Einführung des Euro vor dem Eingang der EU-Vertretung in
Sofia Feuer angezündet. Zudem gossen sie rote Farbe auf die gläserne
Fassade des Gebäudes im Zentrum der Hauptstadt. Sie warfen
Molotow-Cocktails und Eier. Die Polizei sprach von sechs
festgenommenen Demonstranten und zehn verletzten Polizisten.

Die Regierung in Sofia verurteilte die Ausschreitungen. Das seit
Januar amtierende Koalitionskabinett bemüht sich um einen Beitritt
des Balkanlandes zur Eurozone am 1. Januar 2026. Bulgarien ist seit
2007 EU-Mitglied.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte sich empört
über die Vorfälle. Von «unerhörten Szenen in Sofia» schrieb sie a
uf
der Plattform X.
«In Europa üben wir das Demonstrationsrecht friedlich aus. Gewalt und
Vandalismus sind niemals die Antwort.»

«Nein zum Euro», riefen Anhänger der prorussischen nationalistischen

Oppositionspartei Wasraschdane (Wiedergeburt) zuvor bei einer
Protestkundgebung vor der bulgarischen Nationalbank (BNB).
Wasraschdane wirft der Nationalbank vor, Daten zu fälschen, um die
Einführung des Euro zu ermöglichen. Mit der Einführung des Euro wür
de
Bulgarien seine nationale Souveränität verlieren, beklagt die Partei.

Nationalisten fordern Referendum über die Landeswährung

Wasraschdane-Chef Kostadin Kostadinow verlangte eine Volksabstimmung
über den Erhalt der bulgarischen Nationalwährung Lew (Deutsch: Löwe).

Er erinnerte daran, dass 604.000 Unterschriften für ein Referendum
darüber gesammelt wurden. Doch das bulgarische Parlament hatte 2023
eine Volksabstimmung zur Währungsfrage abgelehnt.

Einer Meinungsumfrage des bulgarischen Instituts Mjara von Ende
Januar zufolge sind mehr als die Hälfte der Volljährigen (57,1
Prozent) «im Prinzip» gegen eine Einführung des Euro, 39 Prozent
dafür. Lediglich 25,7 Prozent befürworten einen Beitritt zur Eurozone
2026.

«Wenn unser Stimmrecht zertrampelt wird, haben wir keine andere Wahl,
als uns zu widersetzen», sagte Kostadinow. Der Wasraschdane-Chef
hatte bereits mit Brandstiftung gedroht. Er rief zu weiterem Protest
am kommenden Mittwoch auf.