China und Kanada wehren sich gegen US-Zölle
04.03.2025 13:48
Seit heute Nacht gelten neue US-Zölle gegen China, Kanada und Mexiko.
Ohne Gegenwehr kann Präsident Trump seine Strafmaßnahmen aber nicht
durchsetzen.
Washington (dpa) - China und Kanada reagieren auf die seit heute
Nacht geltenden neuen US-Importzölle ihrerseits mit Gegenzöllen.
Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau kündigte bereits vor dem
Inkrafttreten der US-Zölle Gegenmaßnahmen in gleicher Höhe an. China
teilte am frühen Morgen deutscher Zeit mit, man werde ab dem 10. März
zusätzliche Zölle vor allem auf landwirtschaftliche Produkte aus den
USA erheben.
Kurz zuvor - nach Mitternacht US-amerikanischer Zeit - waren laut
US-Medien die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle für
Waren aus China, Mexiko und Kanada in Kraft getreten. Dies
berichteten unter anderem «New York Times», «Wall Street Journal» u
nd
der Sender CNN.
Konkret gelten demnach nun Strafabgaben in Höhe von 25 Prozent auf
Waren aus Kanada und Mexiko, die in die USA importiert werden. Zudem
hatte Trump ankündigt, ab heute die im Februar angeordneten
Importzölle auf Waren aus China auf 20 Prozent zu verdoppeln.
Gegenzölle in Kanada und China
Kanada werde seinerseits Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren
einführen, ließ Trudeau zuvor mitteilen. Dies gelte zunächst nur fü
r
Waren mit einem Gesamtwert von 30 Milliarden Dollar, hieß es in der
Mitteilung. Nach 21 Tagen werde diese Zahl auf insgesamt 155
Milliarden Dollar erhöht. «Sollten die US-Zölle nicht eingestellt
werden, führen wir aktive und laufende Gespräche mit Provinzen und
Territorien, um mehrere nichttarifäre Maßnahmen zu ergreifen», so
Trudeau. Dies könnte mutmaßlich eine Einschränkung oder gar den Stopp
von Öl-Exporten in die USA bedeuten - eine Maßnahme, die die
Vereinigten Staaten hart treffen würde.
China kündigte Gegenzölle auf Agrarprodukte und weitere Maßnahmen
gegen US-Firmen an. China werde ab dem 10. März zusätzliche Zölle in
Höhe von 15 Prozent auf Hühnerfleisch, Weizen, Mais und Baumwolle aus
den USA erheben, wie das Handelsministerium in Peking mitteilte. Für
andere landwirtschaftliche Produkte, darunter Sojabohnen,
Schweinefleisch und Rindfleisch, werde ein Zusatzzoll von zehn
Prozent gelten. Auch kündigte Peking an, weitere US-Unternehmen auf
eine Liste unzuverlässiger Einheiten zu setzen, womit ihnen
Einschränkungen oder vollständige Verbote für Geschäftsaktivitäte
n in
China drohen. Zudem beschwerte sich China mittels des
Streitschlichtungsmechanismus der Welthandelsorganisation (WTO) über
die USA.
Eine Stellungnahme von Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum wurde
für Dienstagmorgen mexikanischer Zeit (gegen Nachmittag deutscher
Zeit) erwartet.
Mögliche Abwendung eines Handelskriegs offen
Es ist offen, ob sich Kanada und Mexiko erneut mit Trump einigen
können, um die Strafmaßnahmen schnell abzuwenden. Anfang Februar war
ein nordamerikanischer Handelskrieg zunächst noch kurzfristig
abgewendet worden. Trump ließ sich nur wenige Stunden vor dem
Inkrafttreten der angedrohten Strafzölle auf Waren aus den
Nachbarländern Mexiko und Kanada auf Zugeständnisse vor allem zur
Grenzsicherung ein. Dafür schob er die Handelsbeschränkungen
mindestens 30 Tage auf.
Handelskonflikt belastet Börsen
An den US-Börsen wurden die Indizes zum Wochenstart von Zoll- und
Konjunktursorgen erheblich belastet. «Die Börsen sind politisch
getrieben wie lange nicht», kommentierte Analyst Thomas Altmann von
QC Partners. «Und mit der Dominanz politischer Themen steigt die
Volatilität an.»
Der deutsche Leitindex hatte noch am Montag ein Rekordhoch von mehr
als 23.000 Punkten erreicht - nach den Zoll-Nachrichten aus Übersee
kehrte allerdings Ernüchterung ein. Im frühen deutschen Handel sackte
der Dax wieder unter die Rekordmarke. Auch das
Eurozonen-Leitbarometer EuroStoxx 50 gab am Dienstag nach.
Trump-Zölle gegen die EU können Häfen treffen
Auch US-Zölle gegen die EU stehen im Raum. Und die könnten sich auch
auf die deutschen Häfen auswirken, wie der Schifffahrtsexperte
Burkhard Lemper der Deutschen Presse-Agentur sagte. Sollten
EU-Produkte tatsächlich mit Zöllen belegt werden, treffe das
zumindest Häfen mit nennenswertem USA-Verkehr, sagte Lemper, der das
Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik in Bremen leitet.
Verringerte Zuwachsraten oder Verluste des Handelsvolumens seien
möglich.
Das Ausmaß sei im Vorhinein kaum zu bestimmen, sagte Lemper. Bislang
sei unklar, ob sich Importe mit lokaler Produktion ersetzen ließen
und die Nachfrage aufgrund der Preissteigerungen falle. In der
Schifffahrt wirkten sich Handelseinschränkungen zwischen den USA und
dem Rest der Welt vor allem auf global tätige Reedereien aus.
Die Europäische Union «bedauert» die Entscheidung der Vereinigten
Staaten, Zölle auf Waren aus Mexiko und Kanada zu erheben. Dieser
Schritt berge die Gefahr, den Welthandel zu stören, teilte ein
Sprecher der EU-Kommission zudem mit. Er schaffe unnötige
Unsicherheit.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kündigte für den Fall von
US-Zöllen auf Produkte aus der EU bereits Gegenmaßnahmen an. «Die EU
lässt sich nicht herumschubsen», sagte der Grünen-Politiker. «Wenn
Präsident Trump die angekündigten Zölle auf EU-Produkte erhebt,
werden wir geschlossen und selbstbewusst reagieren.»