EZB beschließt sechste Zinssenkung seit Sommer
06.03.2025 14:21
Gut für Kreditnehmer, schlecht für Sparer: Die Zinsen im Euroraum
sinken weiter. Wie die EZB fortfahren wird, ist ungewiss - auch wegen
Donald Trump. Manche Notenbanker treten auf die Bremse.
Frankfurt/Main (dpa) - Die Leitzinsen im Euroraum sinken zum sechsten
Mal seit Sommer 2024: Die Europäische Zentralbank (EZB) verringert
den für Banken und Sparer wichtigen Einlagensatz um 0,25
Prozentpunkte auf 2,5 Prozent, wie die Notenbank in Frankfurt
mitteilte. Die Bekämpfung der Inflation komme gut voran. Niedrigere
Zinsen helfen der schwächelnden Konjunktur im Euroraum, weil Kredite
tendenziell günstiger werden.
Sinkende Zinsen für Sparer
Für Sparerinnen und Sparer hingegen ist die erneute Leitzinssenkung
keine gute Nachricht: Bekommen Geschäftsbanken weniger Zinsen für
Gelder, die sie bei der EZB parken, senken sie meist die Tages- und
Festgeldzinsen für ihre Kundschaft. Auf die Bauzinsen dürfte die
erneute Leitzinssenkung hingegen keinen Einfluss haben, der
Zinsschritt ist Experten zufolge schon eingepreist.
Die Tagesgeldzinsen in Deutschland sind seit Frühjahr vergangenen
Jahres kontinuierlich gesunken. Im Februar brachten bundesweit
verfügbare Angebote im Schnitt 1,48 Prozent nach 1,56 Prozent im
Januar, wie eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox zeigt. Dies
sei der stärkste Rückgang innerhalb eines Monats seit Juli 2012.
Die EZB senkt nicht nur den Einlagenzins, sondern auch den Zins, zu
dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der Notenbank besorgen
können weiter: Statt 2,9 Prozent werden dafür nach der jüngsten
Entscheidung des EZB-Rates 2,65 Prozent Zinsen fällig.
Weitere Zinssenkungen bis Sommer erwartet
Volkswirte erwarten, dass die EZB den Einlagenzins bis Sommer noch
etwas weiter heruntersetzen wird. Denn Handelskonflikte mit den USA
könnten die Wirtschaft im Euroraum zusätzlich unter Druck setzen.
Für weitere Zinssenkungen spricht auch, dass die Notenbank ihr Ziel
stabiler Preise in greifbarer Nähe sieht. Bei mittelfristig 2,0
Prozent Inflation sieht die EZB ihr Hauptziel stabiler Preise und
somit einer stabilen Währung im Euroraum erreicht.
Dieser Wert gilt als weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn
dauerhaft niedrige Preise gelten ebenso wie zu stark steigende Preise
als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten
Investitionen aufschieben in der Erwartung, dass es bald noch
billiger wird.
Im Februar lagen die Verbraucherpreise im Euroraum einer ersten
Schätzung des Statistikamtes Eurostat zufolge um 2,4 Prozent über dem
Niveau des Vorjahresmonats. Zuvor war die Inflationsrate im
Währungsraum vier Monate in Folge bis auf 2,5 Prozent im Januar
gestiegen.
Inflationswelle gebrochen
Ab dem Sommer 2022 hatte sich die EZB mit kräftig steigenden Zinsen
gegen eine historische Teuerungswelle im Euroraum gestemmt. Der
russische Angriff auf die Ukraine ließ vor allem die Preise für
Energie und Lebensmittel nach oben schnellen. Inzwischen ist die
Inflation im Euroraum von ihrem Rekordhoch bei 10,7 Prozent im Herbst
2022 wieder weit entfernt: Im Jahresschnitt 2024 lag sie bei
2,4 Prozent.
«Durch eine historisch beispiellose geldpolitische Wende haben wir
dazu beigetragen, die Inflationswelle zu brechen», bilanzierte
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel jüngst.
Einige Notenbanker auf der Bremse
Weil Zollkonflikte mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump
die Teuerung anheizen könnten, warnen manche Notenbanker vor zu
weitgehenden Zinssenkungen.
Kürzlich hatte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel eine
Diskussion über ein Ende der Serie von Zinssenkungen angeregt: «Wir
nähern uns dem Punkt, an dem wir möglicherweise bei den Zinssenkungen
pausieren oder stoppen müssen», sagte Schnabel der «Financial
Times».
Auch Nagel mahnte, «angesichts der jüngsten Inflationserfahrungen und
der hohen Unsicherheit» einen Schritt nach dem anderen zu machen und
«mit Blick auf weitere Zinssenkungen nichts zu überstürzen».