Leichtere Abschüsse: EU stößt neue Regeln für den Wolf an
07.03.2025 21:46
Wann darf ein Wolf abgeschossen werden? Über diese Frage wird auch in
Deutschland hitzig diskutiert. Jetzt sollen neue Regeln seinen Schutz
aufweichen.
Brüssel (dpa) - Die EU-Kommission will ihren Mitgliedstaaten ein
schärferes Vorgehen gegen Wölfe ermöglichen. Wölfe sollen nach dem
Willen der Brüsseler Behörde lediglich «strengem» und nicht mehr
«sehr strengem» Schutz unterliegen, wie sie mitteilte. Damit können
die EU-Länder den Abschuss der Tiere erleichtern, müssen es aber
nicht. Das EU-Parlament sowie die Mitgliedstaaten müssen dem
Vorschlag für die entsprechende Gesetzesänderung noch zustimmen.
«Die Dichte von Wolfsrudeln in einigen europäischen Regionen ist zu
einer echten Gefahr geworden, insbesondere für Nutztiere», sagte
Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen laut einer unter
Sperrfrist vorab verschickten Mitteilung. In einer später auf der
Homepage der Kommission veröffentlichten Version heißt es: «In
einigen europäischen Regionen sind Wolfsrudel zu einer echten Gefahr
insbesondere für Nutztiere geworden.» Um dem aktiver zu begegnen,
hätten lokale Behörden lange nach mehr Befugnissen gefragt. Dem komme
die Kommission nun nach.
Wölfe waren in Deutschland ausgerottet
Nach Angaben der Artenschutzorganisation WWF wurde der Wolf in
Westeuropa und damit auch in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts
ausgerottet. Er überlebte demnach nur im Osten und Süden Europas. In
den vergangenen Jahren erholten sich die Populationen hingegen
deutlich. Wie aus dem Bericht für 2023/2024 des Bundesamts für
Naturschutz hervorgeht, stieg die Zahl der nachgewiesenen Wölfe
binnen Jahresfrist um 262 auf 1.601. Schwerpunkte liegen unter
anderem in Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen. Der Deutsche
Bauernverband (DBV) geht von 1.800 bis 3.300 Tieren in Deutschland
aus.
Die Anpassung sei eine gute Nachricht für die Weidetierhaltung und
auch keine schlechte für den Artenschutz, sagte Agrarminister Cem
Özdemir laut Mitteilung. «Denn Schafe, Ziegen und Rinder auf der
Weide stärken die Artenvielfalt und den Erhalt wertvoller
Kulturlandschaften.»
Bauernverband spricht von überfälligem Schritt
Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr ihre Haltung in der
Wolfspolitik geändert und eine Änderung der sogenannten Berner
Konvention zugestimmt. Sie ist ein 1979 verabschiedeter
völkerrechtlicher Vertrag des Europarates zum Schutz europäischer,
wildlebender Tiere und Pflanzen. Die Änderung trat heute in Kraft und
war Voraussetzung für das weitere Verfahren auf EU-Ebene.
«Die Anpassung ist mehr als überfällig und der Erhaltungszustand des
Wolfsbestandes ist mehr als günstig», sagte DBV-Generalsekretär
Bernhard Krüsken zum Vorschlag der Kommission. Weidetiere dürften
nicht länger der «ungebremsten Ausbreitung» des Wolfes preisgegeben
werden.
Nach Überzeugung des Nabu brauchen Tierhalter hingegen
wirtschaftliche Unterstützung unter anderem beim Herdenschutz.
Fachbereichsleiter Konstantin Kreiser sagte laut Mitteilung: «Die
heutige Entscheidung der Kommission ist reine Klientelpolitik auf
Kosten der Natur - ohne Aussicht, dass dies die Zahl der Wolfsrisse
signifikant verringern wird.»