Runden soll Klimpergeld überflüssig machen Von Jörn Bender, dpa

11.03.2025 12:49

Sie sammeln sich im Geldbeutel, doch viel kaufen kann man mit ihnen
nicht: Ein- und Zwei-Cent-Münzen. Einige Euroländer verzichten schon
weitgehend darauf. Nun gibt es für Deutschland einen Vorschlag.

Frankfurt/Main (dpa) - Es wäre ein entscheidender Schritt zur
Abschaffung von Ein- und Zwei-Cent-Münzen in Deutschland: Bei
Barzahlungen soll auf die nächsten fünf Eurocent auf- oder abgerundet
werden. Das schlägt das von der Bundesbank initiierte «Nationale
Bargeldforum» vor, in dem der Einzelhandel, Bankenverbände,
Geldtransporteure und Verbraucherschützer vertreten sind.

«Das Bundesfinanzministerium wird gebeten, sich für eine gesetzliche
Rundungsregelung in Deutschland einzusetzen und diese
voranzutreiben», heißt es in einer von der Bundesbank
veröffentlichten Mitteilung. «Die Rundungsregeln sollten in Europa
möglichst einheitlich sein.» 

Kommt eine solche Regelung für Deutschland, hieße das in der Praxis:
Bei krummen Beträgen würde an der Ladenkasse gerundet. Beispielsweise
würden statt 4,99 Euro dann 5 Euro fällig, dagegen müsste bei
Beträgen von 1,02 Euro nur 1 Euro gezahlt werden. Ein- und
Zwei-Cent-Münzen würden nicht mehr benötigt.

Kleinmünzen zu teuer

«Insgesamt sind die ökonomischen und ökologischen Kosten für
Herstellung, Verpackung und Transport der Ein- und Zwei-Cent-Münzen
im Verhältnis zu ihrem Nennwert hoch», begründet Bundesbank-Vorstand

Burkhard Balz den Vorstoß. «Wenn wir auf den Umlauf von Ein- und
Zwei-Cent-Münzen verzichteten, würde Bargeld für die Nutzerinnen und

Nutzer attraktiver. Außerdem wäre der Bargeldkreislauf nachhaltiger
und effizienter.»

Das im Februar 2024 auf Initiative von Balz gegründete «Nationale
Bargeldforum» hat sich zum Ziel gesetzt, Bargeld als allgemein
verbreitetes Zahlungsmittel zu sichern und verfügbar zu halten. 

Verbraucherschützer: Akzeptanz von Bargeld steigern 

Bargeld ist und bleibe für viele Verbraucherinnen und Verbraucher das
Zahlungsmittel Nummer Eins, sagt Dorothea Mohn, Finanzmarktexpertin
beim Verbraucherzentrale Bundesverband. Allerdings hätten viele
Menschen nur ungern Kleinstmünzen im Geldbeutel: «An der
Supermarktkasse den letzten Cent aus der Geldbörse zu suchen, macht
vielen keine Freude.» 

Es sei daher gut, dass sich das «Nationale Bargeldforum» für Lösung
en
einsetze, «mit denen die Akzeptanz von Bargeld weiter gesteigert
werden kann», sagt Mohn. «Der Verzicht auf Ein- und Zwei-Cent-Münzen

würde die Kosten senken und den Bargeldkreislauf insgesamt
effizienter und nachhaltiger machen.»

Handelsverband: Noch viele Fragen zu klären

Der Handelsverband HDE setzt sich nach eigenen Angaben «nicht
proaktiv für die Einführung einer Rundungsregel ein». Für den
Einzelhandel sind krumme Beträge im Wettbewerb um die Kundschaft ein
wichtiges Instrument zur Preisdifferenzierung. Der Handel stelle sich
aber Initiativen anderer Akteure nicht entgegen, wenn von dort ein
Impuls zur Rundung von Endbeträgen erfolge, teilte der HDE mit.

Allerdings weist HDE-Zahlungsdienstexperte Ulrich Binnebößel darauf
hin, dass noch etliche Fragen zu klären wären: «Eine Rundung muss f
ür
alle Handelsunternehmen verpflichtend sein. Zudem sollten
ausreichende Umsetzungsfristen für Wirtschaftsakteure und
umfangreiche Kommunikationsmaßnahmen für Verbraucher vorgesehen
werden.»

Geregelt werden müsse zudem der Umgang mit Kassendifferenzen sowie
weitere steuerliche Detailfragen, das Vorgehen beim Kauf von
preisgebundenen Artikeln sowie die Umstellung von Kassensystemen.

«Für den Einsatz einer Rundungsregel und somit für die Abschaffung
von Ein- und Zwei-Cent-Münzen sprechen aus Sicht des HDE sowohl
logistische als auch umweltpolitische Gründe», führt Binnebößel a
us.
«Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass im Handel ein
Zusatzaufwand entsteht, solange mit Centmünzen gezahlt werde, diese
aber nicht wieder ausgegeben werden.» 

In etlichen Ländern wird bereits gerundet

Einige Euroländer versuchen bereits, ohne die kleinsten Cent-Münzen
auszukommen. In Finnland zum Beispiel werden Barzahlungen per Gesetz
auf den nächstgelegenen Fünf-Cent-Betrag gerundet - also etwa von
14,97 Euro auf 14,95 Euro. 

Ein- und Zwei-Cent-Münzen werden dort zwar nicht in Umlauf gebracht,
gelten aber weiterhin als gesetzliches Zahlungsmittel. Ein Geschäft
in Finnland muss diese nur nicht akzeptieren, wenn es gesondert
darauf hinweist. Ähnliche Regelungen gibt es in den Niederlanden, der
Slowakei, Irland, Italien, Belgien und Estland.

Gänzlich abgeschafft sind die kleinen Münzen in diesen Ländern nicht.

Dies könnte nur auf europäischer Ebene beschlossen werden. «Die
Mitgliedstaaten können keine eigenen währungsrechtlichen Maßnahmen
wie etwa die Einstellung der Prägung oder die Einschränkung des
Umlaufs bestimmter Euro-Münzen in ihrem Hoheitsgebiet ergreifen»,
schrieb die EU-Kommission im November 2023.

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine
Lagarde, stellte im Dezember 2023 zudem klar: Die Zuständigkeit für
Maßnahmen, die etwa die Stückelung oder technischen Merkmale der
Euromünzen betreffen, liege beim Rat der Europäischen Union auf
Vorschlag der Europäischen Kommission und nach Anhörung des
Europäischen Parlaments und der EZB.

Viele finden Ein- und Zwei-Cent-Münzen lästig

Umfragen zufolge sind Kleinmünzen nicht sehr beliebt: Im jüngsten
Eurobarometer, das jährlich von der Europäischen Kommission in allen
EU-Staaten in Auftrag gegeben, sprach sich die Mehrheit der Befragten
dafür aus, Ein- und Zwei-Cent-Münzen abzuschaffen. 

Von den etwa 18.600 Befragten aus den Euroländern befürworteten 61
Prozent die Abschaffung der kleinen Münzen, bei Befragten aus
Deutschland waren es 53 Prozent.

Ein weiteres Argument aus Sicht der Notenbanken: Die Kupfermünzen
kehren selten zu den nationalen Zentralbanken des Euroraums zurück.
Ein Großteil landet in Sparschweinen oder geht verloren - und
verschwindet so ganz von allein weitgehend aus dem Bargeldkreislauf.