Trumps Stahl- und Aluminiumzölle treten in Kraft
12.03.2025 05:15
Trump stellt Zölle als Wunderwaffe dar, um die Wirtschaft
anzukurbeln. Vor einigen Wochen kündigte er Zölle auf Stahl und
Aluminium an - nun ist der Stichtag gekommen. Auch die EU trifft es.
Washington (dpa) - Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten
Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumimporte in Höhe von 25 Prozent
sind in Kraft getreten. Auch bisher geltende Ausnahmen für Waren aus
Ländern der Europäischen Union und anderen Staaten werden laut einer
Anordnung des Republikaners von Februar, die nun gilt, ausgesetzt.
Die Europäische Union hat bereits mit Gegenmaßnahmen gedroht - ein
großer Handelskonflikt bahnt sich an. Trump argumentiert, exzessive
Stahl- und Aluminiumimporte bedrohten die nationale Sicherheit der
USA. Außerdem wirft er China vor, den weltweiten Markt mit billigem
Metall zu fluten.
Kanada als Hauptquelle für Stahl und Aluminium
Jüngsten Daten zufolge wird rund ein Viertel des von der Industrie in
den USA verwendeten Stahls importiert. Bei Aluminium liegt der Wert
bei mehr als 40 Prozent. Bei Sekundäraluminium, das aus recyceltem
Material stammt, ist der Wert noch einmal deutlich höher.
Die USA beziehen ihren Stahl nach Angaben des Branchenverbands
American Iron and Steel Institute für das Jahr 2024 vor allem aus
Kanada, Brasilien und Mexiko. Auch Deutschland und China rangieren
demnach in den Top 10 der Herkunftsländer von Stahlimporten. Zudem
stammt das meiste Aluminium, das in die USA importiert wird, aus
Kanada.
Kanada und die USA legen Stromstreit vorerst bei
Trump hatte zuletzt immer wieder verbal scharf gegen den Nachbarn im
Norden geschossen. Kurz dem Inkrafttreten der Stahl- und
Aluminiumzölle legte er nach und kündigte an, dass er angewiesen
habe, auf die Stahl- und Aluminiumimporte aus Kanada Zölle von
weiteren 25 Prozent zu erheben, so dass der Gesamtzoll von
Mittwochfrüh an 50 Prozent betrage. Dies sei eine Antwort darauf,
dass Kanada eine Preiserhöhung für Stromexporte in die USA um 25
Prozent erhebt, so Trump. Ontario setzte seine Stromerhöhungen nach
Verhandlungen mit US-Handelsminister Howard Lutnick dann aber aus.
Das Weiße Haus gab daraufhin bekannt, dass für Kanada die
ursprünglichen 25 Prozent bei Zöllen gälten.
Trump hatte bereits vergangene Woche pauschale Zölle in Höhe von 25
Prozent für Waren aus Kanada und Mexiko verhängt. Kurz nach ihrem
Inkrafttreten gewährte er jedoch einen einmonatigen Aufschub für
bestimmte Produkte. Konkret geht es dabei um Waren, die unter das
nordamerikanische Freihandelsabkommen USMCA fallen. Stahl und
Aluminium fallen eigentlich unter bestimmten Bedingungen auch unter
dieses Abkommen. Es ist offen, wie sich das nun konkret in der Praxis
gestalten wird. US-Medien zufolge herrscht auch bei den betroffenen
Firmen große Unsicherheit.
Auch die Europäische Union betroffen
Auch die EU wird die Auswirkungen der neuen Zölle zu spüren bekommen.
Rund 10 Prozent aller Stahl- und 15 Prozent aller Aluminiumimporte in
die USA kommen jüngsten Daten zufolge aus der EU. Beim
Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl hieß es, die USA seien
der wichtigste Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie. Die EU
drohte nach Trumps Zollankündigung im Februar mit Gegenmaßnahmen.
Die neuen Zölle wecken böse Erinnerung an einen Handelskonflikt
zwischen der EU und den USA während Trumps erster Amtszeit. Als Trump
damals Zölle auf europäische Stahl- und Aluminiumimporte eingeführt
hatte, reagierte die EU mit Vergeltungszöllen auf US-Produkte wie
Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter. Während der
Amtszeit von Joe Biden wurde ein Stillhalteabkommen geschlossen, das
die Zölle entschärfte.
Weitere Zölle gegen EU im April
Die nun von der US-Regierung eingeführten Stahl- und Aluminiumzölle
sind die ersten in Kraft tretenden Strafmaßnahmen seit dem Beginn von
Trumps zweiter Amtszeit, die die EU direkt ins Visier nehmen. Trumps
eigentlicher Zoll-Rundumschlag gegen die europäischen Partner soll
aber erst am 2. April folgen. Dann will der Republikaner seine
sogenannten wechselseitigen Zölle vorstellen. Das bedeutet im
Prinzip, dass die USA überall dort Zölle anheben werden, wo sie
derzeit weniger verlangen als ihre Handelspartner.
Trump hatte in der Vergangenheit betont, mit diesen Zöllen das
Handelsungleichgewicht korrigieren zu wollen und warf anderen
Handelspartnern - insbesondere der EU - vor, die Vereinigten Staaten
unfair zu behandeln. Das Weiße Haus machte deutlich, noch andere
Handelshemmnisse ins Visier zu nehmen. Dazu gehörten die
Mehrwertsteuer, staatliche Subventionen oder Vorschriften, die
US-Unternehmen daran hinderten, im Ausland Geschäfte zu machen.
Trump macht mit Zöllen Politik
Ein Importzoll ist eine Abgabe, die an der Grenze auf Waren erhoben
wird, die aus dem Ausland eingeführt werden. In der Regel zahlt sie
das importierende Unternehmen. Fachleute halten Zölle für eine
riskante Strategie, um einen Handelskonflikt auszutragen, weil dies
vor allem die Verbraucherpreise ansteigen lässt und damit die
Normalbürger am meisten trifft. Auch die Wettbewerbsfähigkeit
amerikanischer Unternehmen, die auf ausländische Waren angewiesen
sind, kann unter den Zöllen wegen der höheren Produktionskosten
leiden.
Trump fuhr seit Amtsantritt einen Schlingerkurs in seiner
Zollpolitik. In den vergangenen Tagen machte sich das bereits an der
Wall Street bemerkbar, die Aktienkurse fielen.