Trumps Telefonat mit Putin lässt Ukrainer bangen

18.03.2025 04:06

Wenn die Präsidenten Russlands und der USA über den Ukraine-Krieg
sprechen, betrifft das im Grunde die ganze Welt. In Kiew und der EU
befürchtet man Schlimmes. Der Kanzler empfängt daher hohen Besuch.

Washington/Kiew (dpa) - US-Präsident Donald Trump verweist vor seinem
heutigen Telefonat mit Russlands Staatschef Wladimir Putin darauf,
dass einige Bausteine einer Friedenslösung im Ukraine-Krieg bereits
ausgearbeitet seien. «Viele Elemente eines endgültigen Abkommens sind
vereinbart worden, aber es bleibt noch viel zu tun», verkündete Trump
über sein Online-Sprachrohr Truth Social. «Ich freue mich sehr auf
das Gespräch mit Präsident Putin.» Die ukrainische Staatsführung
forderte, den Kremlchef unter Druck zu setzen, da er den seit gut
drei Jahren andauernden Angriffskrieg bewusst in die Länge ziehe.

Das geplante Telefonat zwischen Trump und Putin soll nach Angaben des
US-Präsidenten am Dienstagmorgen stattfinden (Ortszeit Washington;
also am Nachmittag/Abend deutscher Zeit) und wäre nach offiziellen
Angaben das zweite seit Amtsantritt des Republikaners im Januar. Das
erste Gespräch fand im Februar statt, zudem stellte Trump damals ein
persönliches Treffen mit Putin in Aussicht, für das es aber nach wie
vor keinen Termin gibt. Dafür traf Trumps Sondergesandter Steve
Witkoff den russischen Präsidenten vorige Woche in Moskau.

US-Außenminister Marco Rubio sagte dem Sender Fox News Radio, man sei
einem Frieden näher «als vor zwei Wochen oder vor sechs Monaten».
Zugleich betonte er: «Ich glaube nicht, dass sich bisher irgendjemand
zu unserer Zufriedenheit bewegt hat.» Mit Blick auf ein Treffen
amerikanischer und ukrainischer Regierungsvertreter in Saudi-Arabien
vergangene Woche sagte Rubio, man habe von Kiew gute Zugeständnisse
bekommen. Trump zufolge dreht sich die Diskussion unter anderem um
Gebietsansprüche, Kraftwerke und die - wie er es formulierte -
«Aufteilung bestimmter Güter».

«Müssen so etwas auch von den Russen bekommen»

Bei den Gesprächen in Dschidda hatten Rubio und Trumps
Sicherheitsberater Mike Waltz die ukrainische Führung von einer
30-tägigen Waffenruhe überzeugt. Allerdings hatte die US-Regierung
die Ukrainer davor auch massiv unter Druck gesetzt, indem sie
Waffenlieferungen und die Weitergabe von Geheimdienstinformationen an
Kiew stoppte. Die von der ukrainischen Seite akzeptierte Kampfpause
soll gelten, wenn auch Moskau sich daran hält. «Und jetzt müssen wir

so etwas auch von den Russen bekommen», betonte Rubio.

Putin lobte zuletzt zwar Trumps Bemühungen um eine Lösung, sieht
seine Bedingungen für eine Zustimmung zu einer 30-tägigen Waffenruhe
aber nicht erfüllt. Er fordert unter anderem eine Garantie, dass die
Ukraine niemals Mitglied der Nato wird - was aus Sicht der Regierung
in Kiew aber die wichtigste Sicherheitsgarantie überhaupt für das
Land wäre.

Macron spricht mit Selenskyj - und kommt nach Berlin

Der Krieg und das Ringen um weitere Militärhilfe der Europäer für
Kiew wird auch den EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag in Brüssel
maßgeblich prägen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, einer der
wichtigsten Unterstützer der Ukraine, tauschte sich vorab mit
Präsident Wolodymyr Selenskyj aus. «Wir haben unsere Positionen vor
dem Gespräch von Trump und Putin und vor den Treffen in Europa
abgestimmt», sagte Selenskyj nach dem Telefonat.

Er erklärte sich auch erneut zu einer Waffenruhe bereit. «Doch um zur
Realisierung überzugehen, muss Russland aufhören, Bedingungen zu
stellen», betonte Selenskyj. Macron schrieb auf der Plattform X:
«Jetzt ist es an Russland zu beweisen, dass es wirklich Frieden
will.» Die Verbündeten müssten gemeinsam einen konkreten Friedensplan

erarbeiten, der starke Sicherheitsgarantien für die Ukraine enthalte
und weitere Angriffe Russlands verhindere.

Selenskyj kündigte dazu Treffen mit Partnern in Europa an, von denen
sich einige bereit erklärt haben, Friedenstruppen in die Ukraine zu
schicken. Diese Treffen sollten dazu dienen, «praktisch einige
Details der zukünftigen Sicherheitsarchitektur in Europa und zu den
Kontingenten der Partner festzulegen, die bereit sind, dem Frieden in
der Ukraine zu helfen», so Selenskyj. «Es ist Druck vonnöten, damit
in Moskau schlussendlich akzeptiert wird, dass ihr Krieg beendet
werden muss.»

Kommt eine «Koalition der Willigen» zustande?

Frankreich und Großbritannien wollen in einer «Koalition der
Willigen» ein Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine mit
eigenen Truppen absichern. Russland lehnt die Präsenz von Soldaten
aus Nato-Staaten im überfallenen Nachbarland bisher aber strikt ab.

Macron wird sich heute in Berlin auch zu Beratungen mit Bundeskanzler
Olaf Scholz (SPD) treffen. Ein Gespräch mit Scholz' wahrscheinlichem
Nachfolger Friedrich Merz (CDU) ist nach dpa-Informationen ebenfalls
geplant. Mit Blick auf den EU-Gipfel wird es insbesondere auch um die
Frage gehen, wie man die Verteidigungsfähigkeit in Europa gemeinsam
steigern kann.

Die ukrainische Regierung und ihre europäischen Verbündeten
befürchten, dass Trump eine Friedensregelung erzwingen will, die
Russland faktisch als Sieger aus dem verlustreichen Krieg hervorgehen
lassen könnte, der weite Teile der Ukraine zerstört und unzählige
Menschen das Leben gekostet hat. Deutschland war in den drei
bisherigen Kriegsjahren seit Februar 2022 nach den USA der
zweitwichtigste Waffenlieferant der Ukraine. Die Bundesregierung hat
ihr dauerhafte Solidarität zugesagt, um einen gerechten Frieden zu
erreichen.