Klimastrafen: EU-Staaten wollen mehr Zeit für Autobauer

07.05.2025 17:35

Die europäische Autoindustrie steht unter Druck, die Politik will
helfen. Bei drohenden Strafen für gerissene Umweltauflagen ist nun
Entlastung in Sicht.

Brüssel (dpa) - Angesichts drohender CO2-Strafen wollen die
EU-Staaten Autobauern mehr Zeit einräumen, um Klimavorgaben
einzuhalten. Damit folgen sie einem Vorschlag der EU-Kommission,
wonach Grenzwerte nicht mehr jährlich eingehalten werden müssen,
sondern die Unternehmen drei Jahre Zeit bekommen, teilten die
EU-Staaten mit. Eine Änderung braucht auch im Europaparlament eine
Mehrheit - eine Abstimmung ist diesen Donnerstag vorgesehen. 

Sollte es zu der Änderung kommen, könnten VW, Mercedes, BMW und
andere Unternehmen die Vorgaben in diesem Jahr überschreiten, ohne
dafür umgehend zur Kasse gebeten zu werden. Um die Strafen ganz zu
vermeiden, müssten sie dann in den Folgejahren die EU-Regeln
übererfüllen.

Strafen drohen

Hintergrund der drohenden Strafen für die ohnehin angeschlagene
Industrie sind die sogenannten Flottengrenzwerte, die einen
Durchschnittswert an CO2-Ausstoß pro Auto erlauben. Mit Beginn des
Jahres haben sich diese gesetzlichen Vorgaben verschärft. 

Im Schnitt aller in der EU in einem Jahr zugelassenen Fahrzeuge darf
dieser Grenzwert nicht überschritten werden. Für zu viel
ausgestoßenes CO2 müssen die Hersteller Strafe zahlen - pro Gramm pro
Kilometer 95 Euro. Weil sich unter anderem der Absatz für E-Autos
nicht so gut entwickelt hat wie früher prognostiziert wurde, könnten
Autobauer die Grenzwerte deutlich überschreiten.

Wissenschaftler betont Relevanz der Flottengrenzwerte

«Der CO2-Flottengrenzwert ist das wichtigste Instrument des
Klimaschutzes im Verkehrsbereich und erweist sich als effektiv»,
teilte Felix Creutzig vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
mit. Dies zeige sich vor allem darin, dass Autohersteller
Elektroautos vermehrt und verbilligt anböten, um Werte zu erreichen.
Eine Flexibilisierung bedeute, dass mehr CO2 ausgestoßen werden.
Creutzig war Mitglied im Expertenbeirat Klimaschutz von
Ex-Verkehrsminister Volker Wissing und ist Mitglied des
Nachhaltigkeitbeirats von Mercedes.