Geringerer Wolfs-Schutz: Reaktionen in Niedersachsen geteilt

08.05.2025 15:17

Der Schutzstatus des Wolfes soll gelockert werden, Abschüsse könnten
dann leichter erfolgen. Die Entscheidung sei überfällig, sagt
Umweltminister Meyer. An der Neuregelung gibt es aber auch Kritik.

Straßburg/Hannover (dpa/lni) - Die Entscheidung des Europäischen
Parlaments, den Schutzstatus von Wölfen in der EU abzusenken, stößt
in Niedersachsen auf geteilte Reaktionen. Durch die Lockerung könnten
Wölfe künftig leichter abgeschossen werden. Der Nabu in Niedersachsen
sieht in der Änderung einen Rückschritt für den Artenschutz.
Umweltminister Christian Meyer dagegen begrüßte den Beschluss in
einer Mitteilung. «Endlich. Wir in Niedersachsen haben lange
gefordert, dass sich angesichts steigender Wolfsbestände auch der
Schutzstatus an die Realität anpassen muss», sagte der
Grünen-Politiker.

Eine Mehrheit der Abgeordneten des Europäischen Parlaments hatte
zuvor in Straßburg im Eilverfahren dafür gestimmt, den Status von
«streng geschützt» auf «geschützt» abzusenken. Die Maßnahme m
uss noch
von den EU-Mitgliedsstaaten angenommen werden, das gilt aber als
wahrscheinlich. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ist
festgehalten, dass die Entscheidung unverzüglich in deutsches Recht
übernommen werden soll.

Umweltminister Meyer nannte die Herabstufung des Schutzstatus des
Wolfes in der sogenannten FFH-Richtlinie überfällig. Er betonte
zugleich aber auch, dass der Wolf eine geschützte Art bleibe und
Wölfe nun nicht wahllos abgeschossen werden dürften. «Durch die
Feststellung des günstigen Erhaltungszustandes und die Umlistung des
Wolfes in der FFH-Richtlinie wird es mehr Möglichkeiten geben, in
Gebieten mit vielen Nutztierschäden - trotz guten Herdenschutzes -
künftig problematische Wölfe zu entnehmen. Wichtig ist, dass
Entnahmen zukünftig rechtssicher, EU-konform und einfacher möglich
sind», sagte Meyer. 

Warum Umweltschützer Kritik üben

Umweltschützer kritisierten dagegen, dass es für die Entscheidung
keine wissenschaftliche Grundlage gebe. Die Herabstufung des
Schutzstatus sei eine rein politisch motivierte Entscheidung und
entgegen den Empfehlungen von Fachleuten, sagte Frederik Eggers,
Nabu-Teamleiter Natur- und Umweltschutz, in einer Mitteilung.
«Nicht-selektive Abschüsse werden die Zahl der Nutztierrisse nicht
verringern. Nur flächendeckender, standortangepasster Herdenschutz
bietet wirksamen Schutz», teilte Eggers weiter mit. Der Nabu forderte
die Landesregierung auf, trotz der Entscheidung auf EU-Ebene weiter
auf Herdenschutz zu setzen. 

Unterstützung für die Entscheidung kam dagegen auch aus den
Fraktionen der SPD und CDU im Landtag. «Dieser Beschluss ist eine
gute Nachricht, denn er wird Abschüsse von Wölfen erleichtern, wo sie
notwendig sind, um Weidetiere und die Bevölkerung zu schützen», sagte

die landwirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Karin
Logemann. Der agrarpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Marco
Mohrmann, sagte: «Heute ist ein guter Tag für Weidetierhalter, ihre
Tiere und den ländlichen Raum überhaupt!» Niedersachsen brauche alle

Möglichkeiten des Bestandsmanagements für den Wolf. 

Wie viele Wölfe es in Niedersachsen gibt

Über den Wolf diskutieren Befürworter und Gegner auch in
Niedersachsen seit Jahren emotional. Da es immer wieder zu Rissen von
Nutztieren wie Schafen und Rindern kommt, sind Wölfe vor allem für
die Weidetierhaltung ein Problem. 

Nach Angaben der Landesjägerschaft waren zuletzt 56 Wolfsrudel, 4
Wolfspaare und 3 ständig alleine lebende Einzelwölfe in Niedersachsen
nachgewiesen. Vor drei Jahren, Ende 2021, gab es noch 38 Rudel. Immer
wieder kommt es durch Wölfe zu Rissen von Nutztieren wie Schafen.

Umweltminister Meyer hatte zuletzt gesagt, er halte den Erhalt von
mindestens 44 Ruden in Niedersachsen für angemessen. «Der Bestand
dürfte aus unserer Sicht zumindest nicht unter 44 Rudel sinken. Aber
eingegriffen werden soll nur dort, wo Wölfe trotz Schutzmaßnahmen
vermehrt Schäden an Nutztieren stiften», hatte der Grünen-Politiker
der «Neuen Osnabrücker Zeitung» gesagt.