Ökonomen: Trumps Zölle treffen USA mehr als EU

13.05.2025 17:31

Europa muss auf Trumps Zölle mit mehr Freihandelsabkommen reagieren,
raten deutsch-französische Ökonomen. Zugleich zeigen ihre
Berechnungen, dass die Zölle die USA wohl mehr treffen als die EU.

Paris/Berlin (dpa) - Ökonomen aus Deutschland und Frankreich fordern
von der EU, im Zollstreit mit den USA Freihandelsabkommen mit anderen
Wirtschaftsräumen voranzutreiben. Die EU müsse «eine Führungsrolle

bei der Verteidigung der globalen Handelsordnung übernehmen»,
schreiben die Experten in einer Stellungnahme des französischen
Conseil d'analyse économique und des Deutsch-Französischen Rates der
Wirtschaftsexperten. 

Je offener die Weltwirtschaft trotz der US-Zölle bleibe, desto
geringer würden die Kosten der Zölle für die europäischen
Volkswirtschaften sein. «Die EU muss europäische Unternehmen, deren
Zugang zu den US-Märkten beschränkt wird, dabei unterstützen, neue
Exportmärkte zu erschließen und neue Handelspartner zu finden», sagte

Monika Schnitzer, Co-Vorsitzende des Deutsch-Französischen Rates der
Wirtschaftsexperten. 

Berechnung: Trumps Zölle treffen USA stärker als EU

Die deutsch-französischen Ökonomen halten es für sehr wahrscheinlich,

dass der US-Basiszoll von zehn Prozent dauerhaft angelegt sei. Die
ökonomischen Folgen seien für die USA aber schwerer als für die EU,
heißt es in der Analyse. Der geschätzte Rückgang der realen
Produktion für die USA liegt nach Berechnungen der Volkswirte
zwischen 1,0 und 1,63 Prozent. Dagegen dürften die Folgen dieser
Zollerhöhung auf die EU-Staaten mit rund 0,15 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes deutlich geringer sein.

In einem zweiten untersuchten Szenario für die von Trump am «Tag der
Befreiung» im April verkündeten höheren Zölle sei der Rückgang de
r
realen Produktion stärker: Dann betrage er in der EU zwischen 0,22
und 0,33 Prozent.

Die EU solle das Aussetzen von Teilen der US-Zölle für 90 Tage
nutzen, um das Handelsabkommen mit den lateinamerikanischen
Mercosur-Staaten zu unterzeichnen und Handelsabkommen mit anderen
Staaten voranzutreiben, schreiben die Ökonomen. 

«Gleichzeitig muss sie entschiedene Gegenmaßnahmen vorbereiten, für
den Fall, dass die US-Administration die angedrohten und aktuell
ausgesetzten reziproken Zölle wieder in Kraft setzt», betonte
Schnitzer, die dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung («Wirtschaftsweise») vorsitzt. Die
Ökonomen nennen eine Zugangsbeschränkung zum EU-Markt, regulatorische
Maßnahmen bei digitalen Dienstleistungen und Gegenzölle auf
US-Produkte. 

Mehr Freihandelsabkommen der EU hatte zuletzt auch der Ökonom Gabriel
Felbermayr gefordert. Nicht nur das Mercosur-Abkommen sei praktisch
unterschriftsreif, sondern auch Verhandlungen mit Indien und
Australien seien fortgeschritten, sagte der frühere Leiter des IfW
Kiel kürzlich.