Irreguläre Grenzübertritte in EU gehen deutlich zurück

14.05.2025 04:39

Muss Deutschland seine Grenzen kontrollieren, weil die
Migrationspolitik der EU versagt? Neue Zahlen könnten die
Bundesregierung in Erklärungsnot bringen.

Brüssel (dpa) - In der Europäischen Union sind in den ersten vier
Monaten des Jahres deutlich weniger irreguläre Grenzübertritte
registriert worden als im Vorjahreszeitraum. Die Gesamtzahl sank um
knapp 30 Prozent auf rund 47.000, wie aus neuen EU-Daten hervorgeht,
die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Der stärkste Rückgang
wurde demnach auf der sogenannten Westbalkanroute verzeichnet, wo nur
noch rund 3.100 Menschen gezählt wurden - ein Minus von 58 Prozent.

Aber auch auf allen anderen wichtigen Routen gingen die Zahlen
zurück. So gab es auf der zentralen Mittelmeerroute von Nordafrika in
Richtung Italien einen Rückgang der irregulären Grenzübertritte um
drei Prozent auf rund 15.700. Auf der östlichen Mittelmeerroute in
Richtung Griechenland sanken die Zahlen um 30 Prozent auf rund
12.200. Und in Richtung spanisches Festland kamen über das Meer nur
noch rund 3.500 Menschen (minus 10 Prozent), in Richtung Kanarische
Inseln lediglich noch rund 10.400 (minus 34 Prozent).

EU-Kommissar: Maßnahmen gegen irreguläre Migration greifen

Der für Migration zuständige EU-Kommissar Magnus Brunner wertet die
Entwicklungen als Beleg für den Erfolg der gemeinsamen europäischen
Politik. «Das zeigt, dass unsere Maßnahmen greifen, gerade auch das
verstärkte Engagement mit Partnerländern außerhalb der EU», meint d
er
Österreicher. Gemeinsam mit den EU-Mitgliedstaaten arbeite man daran,
die irreguläre Migration weiter einzudämmen.

Dabei gehe es auch darum, Schleppern das Handwerk zu legen, sagte
Brunner. Schätzungen zufolge kassieren diese zum Teil fünfstellige
Beträge für die Reiseorganisation. Die meisten Menschen kamen zuletzt
aus den Ländern Bangladesch, Afghanistan und Mali an.

Frontex-Zahlen erschweren Argumention der Bundesregierung 

Zusammengestellt wurden die aktuellen Daten von der
EU-Grenzschutzagentur Frontex mit Sitz in Warschau. Sie hat nach
eigenen Angaben derzeit 3.200 Beamte entlang der EU-Außengrenzen im
Einsatz. Sie arbeiten dort mit den nationalen Behörden zusammen und
überwachen auch Meeresgebiete, in denen immer wieder Migranten in
Seenot geraten. Die Internationale Organisation für Migration (IOM)
schätzt, dass allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres 555
Menschen auf See ums Leben gekommen sind.

Für die neue deutsche Bundesregierung könnten die jüngsten EU-Zahlen

unterdessen ein Problem darstellen. Grund ist, dass sie die aktuell
verstärkten Kontrollen an den deutschen Grenzen unter anderem mit
unzureichenden Fortschritten in der EU-Migrationspolitik erklärt.
Grundsätzlich sollen im sogenannten Schengen-Raum eigentlich nur die
EU-Außengrenzen kontrolliert werden, um innerhalb des Schengen-Raums
einen freien Personen- und Warenverkehr ohne lästige Kontrollen zu
ermöglichen.

Außerdem zeigen die neuen Frontex-Zahlen, dass nicht alle in der EU
ankommenden Flüchtlinge auch dauerhaft dort bleiben wollen. So wurden
in den ersten vier Monaten des Jahres rund 18.100 irreguläre
Grenzübertritte oder Grenzübertrittversuche in Richtung
Großbritannien registriert. Dies waren fünf Prozent mehr als im
Vorjahreszeitraum.