MV-Schafhalter fordern Regeln für leichteren Wolfs-Abschuss

15.05.2025 06:00

In Deutschland gibt es immer mehr Wölfe. Nutztierhalter bekommen die
Folgen zu spüren. Vor allem Schafe werden zur Beute. Der strenge
Schutz der Wölfe soll nun gelockert werden.

Schwerin (dpa/mv) - Die Schafzüchter in Mecklenburg-Vorpommern haben
an Bund und Länder appelliert, Maßnahmen zur Regulierung der
Wolfsbestände einzuleiten und die Tierhalter beim Schutz ihrer Herden
weiter zu unterstützen. «Wir müssen unsere Tiere schützen und daf
ür
viel zusätzliche Arbeit in Kauf nehmen, ohne eine hundertprozentige
Sicherheit zu bekommen. Herdenschutzmaßnahmen brauchen weiterhin eine
verlässliche Unterstützung», sagte die Landesvorsitzende des
Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes, Susanne Petersen. 

An die im saarländischen Mettlach-Orscholz tagende Konferenz der
Umweltminister appellierte sie, den strengen Schutzstatus für Wölfe
zu lockern. «Wir unterstützen die Forderung des
Landesumweltministeriums, dass die Bundesregierung die nationale
Bewertung des Erhaltungszustandes des Wolfes auf einer Basis
sicherstellen soll, die der Realität Rechnung trägt. Dies ist bisher
nicht der Fall», sagte Petersen. Der gute Erhaltungszustand der Tiere
sei auch in Mecklenburg-Vorpommern mit mehr als 19 Wolfsrudeln
erreicht - er ist Voraussetzung für eine Entnahme von Wölfen.

Schon 1.700 tote Nutztiere nach Wolfsangriffen in MV 

Im Nordosten habe es 2024 mindestens 77 Übergriffe gegeben, bei denen
der Wolf bestätigt sei oder nicht ausgeschlossen werden könne. «309
getötete Tiere sind eine beunruhigende und Sorgen bereitende
Entwicklung», erklärte Petersen. Seit Beginn der Erhebungen im Jahr
2007 wurden beim Wolfsmonitoring etwa 460 solcher Fälle mit rund
1.700 toten und 500 verletzten Nutztieren registriert. 

Die Praxis zeige, dass nach solchen Vorfällen die Anträge auf
Entnahme eines Wolfes immer wieder vor Gericht scheiterten. «Sowohl
die mit der Entnahme beauftragte Jägerschaft als auch die Entscheider
in der Verwaltung dürfen nicht der dauernden Besorgnis ausgesetzt
sein, für sachorientiertes Verhalten vor dem Kadi zu landen», mahnte
die Verbandschefin. So drohen Landesumweltminister Till Backhaus
(SPD) und Mitarbeitern des Landkreises Rostock-Land Anklagen wegen
der Tötung einer Wölfin.

Gerichtsfeste Verfahren zum Abschuss auffälliger Wölfe gefordert 

Backhaus hatte vor Beginn der Fachministerkonferenz einen eigenen
Antrag angekündigt, mit dem die Bundesregierung aufgefordert werde,
die europäischen Entscheidungen für einen leichteren Abschuss von
Wölfen so schnell wie möglich in deutsches Recht zu übertragen. «Es

ist längst an der Zeit, dass wir zu einem gerichtsfesten Verfahren
kommen, um auffällige Wölfe entnehmen zu können», begründete er
seinen Vorstoß.

Eine Mehrheit der Abgeordneten des Europäischen Parlaments in
Straßburg hatte im Eilverfahren dafür gestimmt, den Status der Wölfe

von «streng geschützt» auf «geschützt» abzusenken. Die Maßnah
me muss
noch von den EU-Mitgliedsstaaten angenommen werden, das gilt als
wahrscheinlich. Viele Länder wollen Wölfe vermehrt abschießen, um
damit Weidetiere zu schützen.

Das Bundesamt für Naturschutz gab unter Hinweis auf das
Wolfsmonitoring 2022/2023 die Zahl der in Deutschland nachgewiesenen
Wölfe mit etwa 1.330 an. Registriert wurden 184 Rudel, 47 Paare und
22 territoriale Einzeltiere. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu)
steht dem Vorhaben, den Schutz des Wolfes grundsätzlich abzusenken,
kritisch gegenüber.