Teeverband beklagt zu strenge EU-Auflagen
20.05.2025 05:30
Für die Teeproduzenten spielt die EU als Exportraum an sich schon
eine geringe Rolle. Wenn dann die EU die Regeln zudem immer weiter
verschärfe, sei das kontraproduktiv, meint der Deutsche Teeverband.
Hamburg (dpa) - Die Europäische Union hat mit ihren Restriktionen für
den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln beim Teeanbau nach Ansicht des
Deutschen Tee und Kräutertee Verbands den Bogen überspannt. «Wir
fordern eine realistische Unterscheidung zwischen notwendigem
Verbraucherschutz und praxisfernen Rückstandshöchstgehalten von
Pflanzenschutzmitteln in unseren Rohwaren», sagte Verbandschef Frank
Schübel anlässlich des internationalen Tags des Tees an diesem
Mittwoch. Derzeit verliere die EU als Wirtschaftsstandort mit jeder
weiteren Verschärfung an Attraktivität als Handelspartner für die
Erzeugerländer, insbesondere in Asien und Afrika.
Schübel: Brüssel lässt Dialog oft nicht zu
Nach Verbandsangaben liegen die EU-Grenzwerte für
Pflanzenschutzmittel im Mikro- oder Nanogrammbereich. Für die Analyse
investierten die deutschen Teeunternehmen jährlich einen
zweistelligen Millionenbetrag. Sowohl die von den Unternehmen
veranlassten Kontrollen als auch Tests von
Verbraucherschutzorganisation zeigten, dass die gesetzlichen
Anforderungen in hohem Maße erfüllt würden. «Uns ist es wichtig, mi
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den Behörden zu dieser Frage im Dialog zu sein», sagte Schübel.
Gleichzeitig klagte er jedoch: «Dieser wird jedoch oft seitens
Brüssel nicht mehr zugelassen.»
Die Kritik, dass auf Teeplantagen oft Hungerlöhne bezahlt würden,
wies Schübel nicht von der Hand. Er sagte jedoch: «Hier sind unsere
Einflussmöglichkeiten leider begrenzt, denn man darf nicht
unterschätzen, dass viele Löhne in Anbauländern staatlich oder
gewerkschaftlich reguliert sind.» Deutsche Teeunternehmen versuchen
nach Verbandsangaben deshalb, die Lebensbedingungen auf den Plantagen
auf andere Weise zu verbessern. So habe etwa ein Unternehmen in
Ruanda Kühe gespendet und den Anbau von Zitronengras entlang der
Entwässerungsgräben der Teeplantage ermöglicht, um auf diese Weise
weitere Einkommensmöglichkeiten zu schaffen.
Nicht einmal drei Prozent der Teeexporte gehen in die EU
Generell seien die deutschen Teeunternehmen auf den guten Willen der
Produzenten angewiesen, sagte Schübel. «Mit einem Einkaufsvolumen von
weniger als einem Prozent, zum Beispiel für Tee aus Indien, haben wir
nicht die Möglichkeit, von unseren Lieferanten die Anpassung ihrer
Produktionsbedingungen zu verlangen.» So blieben nach Verbandsangaben
von den weltweit fast 6,5 Millionen Tonnen Tee nach jüngsten Angaben
aus dem Jahr 2022 knapp 72 Prozent in den Erzeugerländern. Lediglich
knapp 172.000 Tonnen oder 2,65 Prozent gingen in die EU und davon
rund 51.000 Tonnen nach Deutschland.