Fischereiexperte: Einigung mit London bietet Sicherheit

20.05.2025 06:00

Fischerei ist ein Politikum, vor allem in Großbritannien. Am Montag
einigten sich Brüssel und London auf einen Deal, der auch das
Streitthema umfasst. Ein deutscher Experte ist darüber überrascht.

Bremerhaven (dpa) - Der Fischereiexperte Gerd Kraus hat die Einigung
zwischen der EU und Großbritannien über den Zugang zu
Fischfanggebieten gelobt. «Freie Zugänglichkeit zu den Gewässern des

Vereinigten Königreichs bietet Sicherheit für die Zukunft der
europäischen Fischer», sagte Kraus, der das Thünen-Institut für
Seefischerei in Bremerhaven leitet. «Dieses Ergebnis war vor den
Verhandlungen nicht unbedingt zu erwarten.»

Die EU und Großbritannien hatten sich darauf verständigt, in der
Fischerei den gegenseitigen Zugang zu Gewässern bis zum 30. Juni 2038
zu verlängern. Die ursprünglich 2026 auslaufenden Bestimmungen werden
damit um zwölf Jahre verlängert. In Großbritannien ist das Thema ein

Politikum. Die Kontrolle über die eigenen fischreichen Gewässer
wiederzuerlangen, war eines der wichtigsten Argumente der
Brexit-Befürworter.

Kraus sagte der Deutschen Presse-Agentur, Großbritannien hätte nach
Auslaufen der Einigung den Zugang und das Fischen in der
Ausschließlichen Wirtschaftszone weiter beschränken können. Das sei
abgewandt worden. Die Ausschließliche Wirtschaftszone beginnt etwa 22
Kilometer hinter dem Festland; Staaten haben dort exklusive
Nutzungsrechte. 

Experte: Fangquoten entscheidend

Entscheidend ist Kraus zufolge, wie die Fangquoten künftig geregelt
werden. Diese bestimmen, wie viele Fische von wem gefangen werden
dürfen. Fragen seien etwa: «Nimmt die Fangquote der EU-Fischer weiter
ab oder wird zum Beispiel der Ist-Zustand eingefroren?» Fischer in
der EU hofften, dass sich die Quote nicht weiter verschlechtere,
sagte Kraus. 

Im bisherigen Handels- und Kooperationsabkommen zwischen der EU und
Großbritannien sind die Bedingungen enthalten, unter denen beide
Seiten ihre individuellen Rechte zum Fischfang in ihren jeweiligen
Gewässern festlegen können. Im Rahmen dieses Abkommens werden
25 Prozent der Fangmöglichkeiten der EU in den Gewässern
Großbritanniens zwischen 2021 und 2026 schrittweise auf die Flotten
des Vereinigten Königreichs übertragen.